Eigenes Haus in Brand gesteckt Pakistaner sollen rechtsextremen Anschlag inszeniert haben
19.03.2024, 21:13 Uhr Artikel anhören
Die vermeintlich rechtsextremistische Tat stellt sich als mutmaßlicher Versicherungsbetrug des pakistanischen Eigentümers heraus.
(Foto: picture alliance/dpa/5vision.news)
Das Haus einer aus Pakistan stammenden Familie brennt in einer hessischen Kleinstadt nieder. "Ausländer raus" steht an mehreren Stellen in dem stark beschädigten Gebäude – die Ermittler vermuten zunächst einen rechtsextremistischen Brandanschlag. Doch jetzt nimmt der Fall eine unerwartete Wende.
Für den Brand eines Hauses in Wächtersbach im hessischen Main-Kinzig-Kreis, hinter dem ein rechtsextremistischer Anschlag vermutet wurde, ist laut Ermittlungen der Staatsanwaltschaft mutmaßlich der Hauseigentümer selbst verantwortlich. Die vermeintlich rechtsextremistische Tat habe sich als versuchter Versicherungsbetrug herausgestellt, fünf Haftbefehle gegen Tatverdächtige seien vollstreckt worden, teilte die Staatsanwaltschaft Hanau mit.
Der Brand in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember 2023 im Main-Kinzig-Kreis hatte für großes Aufsehen gesorgt, weil an mehreren Stellen in dem Gebäude die Parole "Ausländer raus" an die Wände aufgesprüht war. Eigentümer des Hauses ist ein 47 Jahre alter Pakistaner.
Die Staatsanwaltschaft Hanau geht davon aus, dass die Brandstiftung dazu dienen sollte, Versicherungsleistungen im mittleren sechsstelligen Bereich zu erschleichen. Bei den Tatverdächtigen handelt es sich um den Eigentümer und dessen Schwager. Haftbefehle wurden außerdem gegen die Ehefrau und den Sohn des Eigentümers wegen Beihilfe zum Betrug erlassen. Einem weiteren tatverdächtigen Pakistaner wird vorgeworfen, dem Eigentümer ein falsches Alibi gegeben zu haben.
Die Tatverdächtigen hätten die Ermittlungen und die öffentliche Meinung auf ein rechtsextremistisches Motiv gelenkt und damit eine falsche Spur legen wollen, erklärte die Staatsanwaltschaft. Nach dem Brand war es zu Mahnwachen und öffentlichen Solidaritätsbekundungen weit über die Grenzen des Main-Kinzig-Kreises hinaus gekommen.
Eigentümer hatte Brandwunden
Der Eigentümer des Hauses war laut Staatsanwaltschaft bereits kurz nach der Tat in den Fokus der Ermittlungen geraten, da er bei seiner Vernehmung offensichtliche Brandverletzungen hatte, obwohl die Familie angab, nicht zu Hause gewesen zu sein. Gegen den Eigentümer und dessen Schwager wird zusätzlich wegen des gemeinschaftlichen Vortäuschens einer Straftat ermittelt, weil sie die rassistischen Parolen an sieben Stellen des Hauses an die Wände gesprüht haben sollen.
Die fünf Tatverdächtigen wurden den Angaben zufolge am Dienstagmorgen vorläufig festgenommen. Wegen der angenommenen Verdunklungs- und Fluchtgefahr sollen sie dem Haftrichter vorgeführt werden.
Der Landrat des Main-Kinzig-Kreises, Thorsten Stolz, und der Wächtersbacher Bürgermeister Andreas Weiher dankten den Ermittlern für ihre Arbeit. Es zeige sich, "wie wichtig ein sorgfältiges und verantwortungsvolles Vorgehen mit solchen Vorfällen ist", erklärten sie in einer gemeinsamen Mitteilung. Es brauche seine Zeit, um nach einem solchen Wohnhausbrand die Fakten, Beweise und Motive gerichtsfest zu ermitteln und zu dokumentieren. Die abschließende Bewertung liege nun in den Händen der Justiz, auch wenn die veröffentlichten Informationen ein klares Bild ergäben, hieß es.
Quelle: ntv.de, uzh/dpa