Missbrauchsskandal bei BischöfenPapst schmeißt Chilenen aus Kirchenstand

Wegen der weltweiten Skandale um sexuellen Missbrauch steht die katholische Kirche massiv unter Druck. Auch Geistliche aus Chile haben sich versündigt. Mit zwei Klerikern zeigt sich Papst Franziskus unbarmherzig und greift zu drastischen Mitteln.
Papst Franziskus hat eine der härtesten Kirchenstrafen gegen zwei chilenische Bischöfe verhängt: Wegen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern versetzte er den emeritierten und in Deutschland lebenden Erzbischof Francisco José Cox Huneeus und den früheren Bischof Marco Antonio Órdenes Fernández in den Laienstand, wie der Vatikan mitteilte. Damit verlieren sie ihren Bischofstitel und sind auch keine Priester mehr. Der Vatikan begründete die Strafen mit "offenkundigen Akten des Missbrauchs von Kindern".
Der Vatikan gab die Strafen nach einem Treffen des Papstes mit dem chilenischen Präsidenten Sebastián Piñera bekannt. Thema der Unterredung sei die "schwierige Situation" in der von Missbrauchsskandalen erschütterten chilenischen Kirche gewesen, teilte der Vatikan mit. Es sei um das "schmerzhafte Übel des Kindesmissbrauchs" gegangen und um den Kampf gegen solche Vergehen und ihre Vertuschung. "Die Hierarchie der katholischen Kirche hat nicht richtig reagiert, es gab Fahrlässigkeiten und Verschleierungen, was zur Verbreitung der Fälle führte", hatte Piñera vor dem Treffen gesagt.
Die Aufarbeitung von Missbrauchsvorwürfen sorgt in der katholischen Kirche in Chile seit Monaten für Aufruhr. Ermittelt wird gegen 167 Verdächtige, darunter 96 Priester. Im Zusammenhang mit der Affäre um Kindesmissbrauch hatten im Mai 34 Bischöfe des Landes geschlossen ihren Rücktritt eingereicht.
Schwerststrafe für Schönstatt-Patre
Die so genannte Laisierung ist die schwerste Strafe, die die katholische Kirche gegen Priester verhängen kann. Die Betroffenen verlieren sämtliche Ämter, Rechte und Aufgaben, die mit dem Stand als Kleriker zu tun haben. Auch privat dürfen sie keine priesterlichen Funktionen mehr ausüben.
Ex-Erzbischof Cox Huneeus, der inzwischen 84 Jahre alt ist und seinen Ruhestand in der Priestergemeinschaft Schönstatt-Patres am Rhein verbringt, sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, sich 2004 in Vallendar an einem zur Tatzeit 17-Jährigen vergangen zu haben. Die Glaubenskongregation des Vatikans hatte deswegen eine Untersuchung eingeleitet. Nach Angaben der Schönstatt-Patres soll Cox Huneeus allerdings weiter Mitglied bleiben: "Die Kongregation hat uns ausdrücklich gebeten, Francisco José Cox in der Obhut unserer Gemeinschaft zu behalten", teilte die Priestergemeinschaft in Santiago de Chile mit. Man nehme die Nachricht mit großer Scham auf.