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Opfer sollen sich nicht schämen Pelicot will mit Vergewaltigungsprozess Frauen Mut machen

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Gisèle Pelicot trifft im Gerichtsgebäude von Avignon zum Prozess gegen ihren Ex-Mann ein.

Gisèle Pelicot trifft im Gerichtsgebäude von Avignon zum Prozess gegen ihren Ex-Mann ein.

(Foto: picture alliance/dpa/AFP)

Der Fall schockiert nicht nur Frankreich: Fast zehn Jahre soll Gisèle Pelicot von ihrem Ehemann und anderen Männern unter Drogen gesetzt und vergewaltigt worden sein. Sie sei zerstört, sagt sie im Prozess. Sie will mit ihrer Aussage anderen Frauen Mut machen.

Das in Frankreich berühmt gewordene Vergewaltigungsopfer Gisèle Pelicot will mit ihrem Auftritt vor Gericht anderen betroffenen Frauen Mut machen. "Ich will nicht, dass sie sich schämen. Es ist nicht an uns, sich zu schämen, sondern an ihnen", sagte sie bei dem Prozess in Avignon mit Blick auf die Täter. Sie war von ihrem Mann über Jahre hinweg mit Medikamenten betäubt und sowohl von ihm als auch von zahlreichen Internetbekanntschaften ihres Mannes vergewaltigt worden.

"Ich bin eine völlig zerstörte Frau", sagte sie. "Ich weiß nicht, wie ich darüber je hinwegkommen soll", fügte sie hinzu. Sie bekräftigte, dass sie sich für einen öffentlichen Prozess eingesetzt habe, "damit alle Frauen, die vergewaltigt wurden, sich sagen: Frau Pelicot hat es getan, wir können es auch", erklärte sie. "Sie sollen sich nicht dafür schämen", bekräftigte sie. Sie hoffe, dass der Prozess dazu beitrage, "die Gesellschaft zu ändern".

Pelicot ist seit Beginn des Prozesses im September in Frankreich zu einer Heldin geworden. Am vergangenen Wochenende waren im ganzen Land zum wiederholten Mal zahlreiche Menschen auf die Straße gegangen, um gegen sexualisierte Gewalt zu demonstrieren. "Die Scham muss die Seite wechseln", skandierten manche von ihnen - das Argument von Pelicot, mit dem sie zuletzt durchgesetzt hatte, dass die Bilder von den Vergewaltigungen vor Gericht in Anwesenheit von Journalisten und Zuschauern gezeigt werden.

Gisèle Pelicots Ex-Mann Dominique Pelicot hat gestanden, seine Frau von 2011 bis 2020 immer wieder mit Schlafmitteln betäubt und vergewaltigt zu haben. In mindestens 92 Fällen waren auch fremde Männer beteiligt, die Dominique Pelicot in Internetforen kontaktiert hatte.

Leben aus den Fugen geraten

Die 71-Jährige sagte vor Gericht, dass sie noch immer nicht verstehe, wie ihr mittlerweile geschiedener Mann dies tun konnte. Während ihres gemeinsamen Lebens, das 50 Jahre lang gedauert habe, sei sie eine "glückliche Frau" gewesen. "Ich versuche zu verstehen, wie dieser Ehemann, der der perfekte Mann war, so weit kommen konnte", sagte sie. "Wie mein Leben so aus den Fugen geraten konnte. Wie du diese Menschen in unser Haus lassen konntest, obwohl du wusstest, wie sehr ich Partnertausch ablehne", fügte sie hinzu. Dies sei für sie ein "unermesslicher Verrat".

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In den vergangenen Wochen hatten viele der insgesamt 50 Mitangeklagten den Vorwurf der Vergewaltigung zurückgewiesen. Manche argumentierten damit, sie hätten gedacht, es handele sich um ein gemeinsames Sex-Spiel des Ehepaares und die Frau stelle sich nur schlafend. Dominique Pelicot bekräftigte jedoch mehrfach vor Gericht: "Sie haben alle Bescheid gewusst."

Den Angeklagten in dem Prozess drohen Haftstrafen von bis zu 20 Jahren. Die Urteilsverkündung wird für Mitte Dezember erwartet.

Quelle: ntv.de, gut/AFP

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