"Herr über Leben und Tod" Pfleger wegen neunfachen Mordes vor Gericht
24.03.2025, 11:13 Uhr Artikel anhören
Die Staatsanwaltschaft untersucht noch weitere Todesfälle in Kliniken, in denen der Angeklagte tätig war.
(Foto: dpa)
In einer Klinik bei Aachen soll ein Pfleger Dutzenden Patienten hochdosierte Medikamente gespritzt haben. Neun der Opfer sterben. Jetzt beginnt der Prozess gegen den 44-Jährigen. Ein Patientenschützer fordert, dass aus dem Fall Konsequenzen gezogen werden.
Weil er neun Patienten auf einer Palliativstation eines Krankenhauses getötet haben soll, muss sich ein Pfleger wegen Mordes vor dem Landgericht Aachen verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 44-jährigen Angeklagten vor, insgesamt 26 Patienten eigenmächtig hochdosierte Beruhigungsmittel verabreicht zu haben, teilweise auch mehrfach. In neun Fällen führte dies laut Anklage zum Tod. In 34 Fällen geht die Staatsanwaltschaft von Mordversuchen aus. Der Angeklagte habe sich zum "Herrn über Leben und Tod" aufgeschwungen, sagte Staatsanwalt Marius Saalmann zu Beginn des Prozesses.
Die Taten beging der 44-Jährige demnach zwischen Dezember 2023 und Mai 2024 in einem Krankenhaus in Würselen nahe Aachen. Laut Anklage verabreichte der 44-Jährige die Medikamente, um die Patienten ruhigzustellen und seinen Arbeitsaufwand während seiner Dienste zu verringern. Das Gericht plant mit 13 weiteren Verhandlungstagen bis Anfang Juni.
Der Fall könnte sogar noch größere Dimensionen annehmen, denn die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft Aachen untersucht nach eigenen Angaben weitere Todesfälle in Krankenhäusern, in denen der Angeklagte früher tätig war. Unter anderem hatte er in den städtischen Kliniken in Köln gearbeitet.
Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte anlässlich des Prozessbeginns eine "Kultur des Hinschauens" im Gesundheitssystem. "Wir machen es Serientätern zu leicht", sagte er im WDR. Mögliche Maßnahme seien etwa Morbiditätskonferenzen bei auffälligen Häufungen von Todesfällen, ein anonymes Meldesystem für Verdachtsfälle, die Auswertung von auffälligen Medikamentenverordnungen auch mit KI oder amtsärztliche Leichenschauen bei bestimmten Gruppen von Todesfällen.
Quelle: ntv.de, lar/AFP/dpa