Verdacht auf AbrechnungsbetrugPolizei durchsucht Impfzentrum in Friesland

In Ostfriesland bereitet eine Krankenschwester mehrere Corona-Impfungen nur mit Kochsalzlösung vor. Der Pfusch fliegt schnell auf - und hat womöglich System. Bei den Ermittlungen zu dem Fall sind die Behörden jetzt auf weitere Unregelmäßigkeiten in dem betroffenen Impfzentrum gestoßen.
Bei den Ermittlungen wegen möglicher Impfungen mit Kochsalzlösungen hat die Polizei mehrere Räumlichkeiten durchsucht. Die Durchsuchungen fanden vor allem im Landkreis Friesland in Niedersachsen statt, teilte das Polizeipräsidium Oldenburg mit. Anlass sei der Verdacht des Abrechnungsbetrugs gewesen. Betroffen waren mehrere Gebäude des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und das Impfzentrum in Schortens, das vom DRK betrieben wird.
Rund 40 Beamte waren bei der Durchsuchung im Einsatz. Dabei wurde laut Polizei Beweismaterial wie Aktenordner, PCs, Laptops, Tablets und Mobiltelefone sichergestellt. Die Datenträger sollen nun ausgewertet werden. Der DRK-Kreisverband Jeverland war für eine Stellungnahme zu den Durchsuchungen zunächst nicht zu erreichen.
Der Verdacht richtet sich gegen fünf DRK-Mitarbeiter, wie die Polizeidirektion mitteilte. Ihnen wird demnach vorgeworfen, im Zeitraum von Februar bis Juli dieses Jahres mehr Arbeitsstunden von Personal, das im Impfzentrum Schortens eingesetzt wurde, abgerechnet zu haben als tatsächlich geleistet wurden. Wie die Polizei weiter mitteilte, hatten sich bereits aus ersten Stichproben zu Stundenabrechnungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die beim Landkreis Friesland eingereicht wurden, Verdachtsmomente ergeben.
Verdacht ergab sich durch Kochsalzlösung-Fall
Die Erkenntnisse, die nun zu den Durchsuchungen führten, gehen auf die Ermittlungsgruppe Vakzin zurück, die zur Aufklärung von möglichen Impfungen mit Kochsalzlösungen am Impfzentrum Schortens eingesetzt wurde. Beschuldigt wird dabei eine examinierte Krankenschwester. Die Krankenschwester hatte eingeräumt, am Impfzentrum in Schortens am 21. April sechs Spritzen für Corona-Schutzimpfungen überwiegend mit Kochsalzlösungen gefüllt zu haben. Ihr war beim Anmischen ein Fläschchen mit Impfstoff heruntergefallen, was sie nach eigener Aussage vertuschen wollte.
Am 10. August hatten Kreis und Polizei dann mitgeteilt, dass nach weiteren Zeugenaussagen nicht ausgeschlossen werden könne, dass die Frau weitere Spritzen mit Kochsalzlösungen aufgezogen habe. Der Anwalt der Beschuldigten teilte zuletzt mit, die Tat seiner Mandantin am 21. April sei ein Einzelfall gewesen. "Die Ermittlungen hierzu dauern an", hieß es dazu von der Polizei.