Aufsichtspflicht verletzt? Polizei ermittelt gegen Mutter der Zweijährigen
21.12.2023, 17:27 Uhr Artikel anhören
Mehrere Tage suchte die Polizei nach dem verschwundenen Mädchen - und konnte dann nur noch die Leiche bergen.
(Foto: dpa)
Nach dem Fund der Leiche eines zweijährigen Kindes ermittelt die Polizei gegen deren Mutter. Es bestehe der Verdacht, dass sie ihre Aufsichtspflicht verletzt habe, heißt es. Eine Fremdbeteiligung bei dem Todesfall schließt die Polizei derzeit aus.
Nach dem Tod eines zweijährigen Mädchens im schwäbischen Bingen richten sich Ermittlungen gegen die Mutter des Kindes. Gegen die 24-jährige Frau werde wegen fahrlässiger Tötung ermittelt, sagte Staatsanwalt Ronny Stengel. Es bestehe der Verdacht, dass sie ihre Aufsichtspflicht verletzt habe. "Ein zweijähriges Kind sollte nicht alleine zum Fluss laufen."
Gegen den Vater bestehe im Moment kein Verdacht. Stengel zufolge war der Vater zum Tatzeitpunkt nicht zu Hause. Die Ermittlungen in dem Fall seien noch nicht abgeschlossen, es gehe auch um zeitliche Zusammenhänge. "Gegenstand der Ermittlungen ist, wann und wie das Mädchen zum Fluss gekommen ist."
Die Eltern können sich derweil den Hergang des Unglücks nach eigenen Worten nicht vorstellen. "Sie hatte ihr Kinderzimmer im ersten Stock", erklärte der Vater der "Bild"-Zeitung. "Wir können uns nicht erklären, wie sie ganz allein die Treppe runterkam." Das Wohnhaus hat die Familie demnach verlassen - zu groß sei der Schmerz. Stattdessen seien sie bei Bekannten untergekommen. "Wir sind völlig am Ende, haben der Polizei stundenlang alles gesagt: Dass wir nicht gesehen haben, wie Melissa verschwand, dass wir verzweifelt nach ihr suchten, aber sie nicht gefunden haben", sagte der Vater demnach. "Der Schmerz ist unerträglich, wir vermissen unseren Schatz so sehr."
Die Zweijährige hatte ihr Elternhaus nach Auskunft der Polizei vom Montag wahrscheinlich am späten Sonntagnachmittag zwischen 16 und 17 Uhr verlassen. Diese Daten hätten die Eltern der Polizei mitgeteilt, sagte eine Polizeisprecherin.
Das Mädchen trug nach Angaben der Ermittler vom Donnerstag vollständige Alltagsbekleidung und Turnschuhe und nicht nur einen Schlafanzug, wie die Familie zunächst angegeben hatte. Die Zweijährige war am Dienstag von Tauchern tot aus der Lauchert geborgen worden. Das Wohnhaus der Familie befindet sich in unmittelbarer Nähe des Flusses.
Wie die Obduktion nun ergab, ist das Mädchen ertrunken. Nach Angaben von Staatsanwaltschaft Hechingen und Polizeipräsidium Ravensburg gibt es bislang keine Hinweise auf eine Gewalteinwirkung oder eine Fremdbeteiligung am Tod des Kindes. "Ob und inwieweit eine Verletzung der Aufsichtspflicht für den Tod des Mädchens (mit-)ursächlich war, ist (...) Gegenstand der noch laufenden Ermittlungen", hieß es.
Quelle: ntv.de, mli/dpa