Panorama

16.000 "Querdenker" in Leipzig Polizei erwartet "sehr intensiven" Einsatz

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Schon am Freitagabend gab es Protestkundgebungen gegen die "Querdenken"-Demonstration.

(Foto: dpa)

Leipzig steht ein anstrengendes Wochenende bevor: Zehntausende Menschen wollen gegen die Corona-Maßnahmen demonstrieren, andere davon abhalten. Die Polizei sieht auf beiden Seiten ein "gewisses Radikalisierungspotenzial". Ein Gericht kippt am Morgen die Standortverlegung der Demonstration.

Die Stadt Leipzig und ihre Bewohner stehen während des Corona-Teil-Lockdowns vor einem komplizierten Demonstrations-Wochenende: Für Samstagmittag sind insgesamt 27 Demonstrationen, Versammlungen und Kundgebungen angekündigt. Zur größten Demonstration der Initiative "Querdenken" gegen die von Bund und Ländern beschlossenen Anti-Corona-Maßnahmen werden 16.000 Menschen erwartet. Da es zahlreiche Gegendemonstrationen gibt, bereitet sich die Polizei nach eigenen Angaben auf einen "sehr intensiven Einsatz" vor. Auf allen Seiten sei ein gewisses Radikalisierungspotenzial erkennbar.

Das Oberverwaltungsgericht Bautzen entschied laut der Stadt, dass die Demonstration mit 16.000 Menschen auf dem Augustusplatz stattfinden darf. Die "Querdenken"-Demo war ursprünglich von der Versammlungsbehörde vom zentralen Augustusplatz auf die Parkflächen der Neuen Messe verlegt worden - dieses Areal ist etwa neun Kilometer entfernt vom Stadtzentrum.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer von der CDU bezeichnete die Demonstration mit der erwarteten Anzahl an Teilnehmern als "unkalkulierbares Risiko". Die Stadt hat den Demo-Teilnehmern das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sowie die Einhaltung des Mindestabstandes vorgegeben. Pyrotechnik ist ebenso wenig erlaubt wie das Abwerfen von Flugblättern.

Der Präsident des Leipziger Amtsgerichts, Michael Wolting, hat indes klargemacht, dass die Justiz bereit ist, mit Härte gegen grobe Verfehlungen während der Demonstrationen vorzugehen. "Das Amtsgericht steht mit zusätzlichen Ermittlungsrichtern bereit, die bei Straftaten von Gewicht Untersuchungshaft anordnen werden. Zur Verhinderung von Ordnungswidrigkeiten erheblicher Bedeutung kann Polizeigewahrsam angeordnet werden", betonte Wolting.

Verstärkung aus acht Bundesländern

"Wir betrachten mit Sorge die Zahl der Personen, die die Pandemie leugnen, verharmlosen und Schutzmaßnahmen ablehnen", heißt es in einer Mitteilung des Kirchenbezirks Leipzig. Daher soll am Samstag bei ökumenischen Gottesdiensten in Leipzig ein Zeichen für Verantwortung, Respekt, Solidarität und gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Pandemie gesetzt werden. In der Propsteikirche, der Thomaskirche und der Nikolaikirche gibt es Andachten mit Gebet für den Frieden in der Stadt sowie die von der Covid-19-Erkrankung betroffenen Menschen und ihre Angehörigen.

Unterstützung für die Leipziger Polizei kommt am Samstag von der sächsischen Bereitschaftspolizei, von Einsatzkräften aus acht Bundesländern sowie der Bundespolizei und dem Landeskriminalamt. Zudem wird aus Hubschraubern das Geschehen aus der Luft überwacht. Die Stadt empfahl ihren Bewohnern, angesichts der zahlreichen Demonstrationsteilnehmer am Samstag die Innenstadt zu meiden.

Am Freitagabend gab es in Leipzig bereits Ausschreitungen am Rande einer spontanen Demonstration, die aber nichts mit Corona zu tun hatte. Etwa 100 Menschen hatten im Stadtteil Connewitz gegen die Festnahme einer mutmaßlichen Linksextremistin protestiert. Die Polizei berichtet, es seien Steine auf die Einsatzkräfte geworfen worden, drei Kollegen seien verletzt worden.

Quelle: ntv.de, ino/dpa

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