Panorama

Obdachlose aus Wut angezündet Polizei fasst mutmaßlichen Brandstifter

Der Brandanschlag ereignete sich im Berliner Bahnhof Schöneweide.

Der Brandanschlag ereignete sich im Berliner Bahnhof Schöneweide.

(Foto: imago/Christian Mang)

Weil Polizisten ihm nach einem Streit mit Obdachlosen einen Platzverweis erteilen, soll ein Mann in Berlin so in Rage geraten sein, dass er einen Kanister Benzin kauft, seine Kontrahenten damit übergießt und anzündet. Nun sitzt er in Untersuchungshaft.

Nach dem Brandanschlag auf zwei Obdachlose in Berlin ist ein 47 Jahre alter Tatverdächtiger verhaftet worden. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Der Mann sei am Dienstagabend in Berlin-Köpenick in einem Einkaufscenter von Zielfahndern gefasst worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Dem Verdächtigen wird versuchter Totschlag vorgeworfen. Er soll die Männer mit Benzin übergossen und angezündet haben.

Der Anschlag hatte große Empörung ausgelöst. Eine feindliche Haltung zu Obdachlosen sei nicht das Motiv gewesen, hieß es. Die Tat ereignete sich am Abend des 22. Juli am Bahnhof Berlin-Schöneweide. Der Staatsanwaltschaftssprecher sagte, dem Angriff sei ein Streit des Verdächtigen mit den Obdachlosen vorausgegangen. Der 47-Jährige sei deshalb von der Polizei von dem Areal verwiesen worden.

Darüber habe sich der Deutschrusse offenbar so echauffiert, dass er mit einem bislang unbekannten Begleiter zu einer Tankstelle gelaufen und dort Benzin in einem Kanister gekauft habe, so der Sprecher. Der mutmaßliche Angreifer sei auf den Bahnhofsvorplatz zurückgekehrt. Nach der Attacke sei er geflüchtet. Ein Haftbefehl war schon in der vergangenen Woche erlassen worden. Er sitzt nun in U-Haft.

Mahnwache gegen Obdachlosenfeindlichkeit

Zeugen hatten die Flammen gelöscht. Beide Opfer kamen in das Unfallkrankenhaus in Berlin-Marzahn. Inzwischen steht einer der Männer vor der Entlassung, wie eine Kliniksprecherin sagte. Der 62-Jährige sei gesundheitlich so weit wiederhergestellt, dass er die Klinik in den nächsten Tagen mit einer Streetworkerin verlassen könne.

Nach wie vor kritisch ist hingegen der Zustand des zweiten Verletzten. Der 47-Jährige liegt laut Klinik weiter in einem Schutzkoma und wird intensivmedizinisch betreut. Ihm stünden noch mehrere Operationen im Zentrum für Schwerbrandverletzte der Klinik bevor, bei denen er Hauttransplantate erhalte. Mehrere solcher OPs habe er bereits hinter sich.

Dass der Verdächtige anderthalb Wochen nach der Tat gestellt werden konnte, wertete die Staatsanwaltschaft als Erfolg. "Das war eine hervorragende Arbeit am Tatort", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Auch Aufnahmen aus Überwachungskameras waren ausgewertet worden.

Nach dem Anschlag hatte Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach vor einer zunehmenden Verrohung der Gesellschaft gewarnt. Es brauche mehr Mitmenschlichkeit. Mit einer Mahnwache hatten rund 150 Menschen gegen Obdachlosenfeindlichkeit und Ausgrenzung protestiert.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

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