Bezahlen statt Theorieprüfung Polizei führt Razzia gegen Führerscheinbetrüger durch
27.06.2025, 12:31 Uhr Artikel anhören
Laut Polizei fanden die betrügerischen Prüfungen nahezu wöchentlich statt.
(Foto: picture alliance/dpa)
Vor der Theorieprüfung fürchten sich viele Fahrschüler. Kriminelle entwickeln ein System, bei dem sie Stellvertreter zur Prüfung schicken - natürlich gegen eine stattliche Bezahlung. Die Polizei geht mit einer Razzia gegen die Verdächtigen vor.
Mit einer Razzia ist die Polizei in mehreren Bundesländern sowie in Bulgarien gegen eine mutmaßliche Bande wegen organisierten Betrugs bei Führerscheinprüfungen vorgegangen. Insgesamt wurden zwölf Haftbefehle vollstreckt, wie Staatsanwaltschaft und Polizei in Heilbronn mitteilten. Die mutmaßlichen Haupttäter stehen im Verdacht, systematisch und gegen Bezahlung falsche Prüflinge anstelle der echten zu Theorieprüfungen geschickt zu haben.
Einer der Hauptakteure soll ein 52-jähriger Fahrschulinhaber aus Heilbronn sein. Er soll das System bereits ab 2022 mit aufgebaut haben. Auf diese Weise habe er sich eine "beachtliche Einnahmequelle" verschafft, hieß es weiter. Dabei habe er mit einem 38-jährigen Bulgaren zusammengearbeitet, der bulgarische Fahrerlaubnisbewerber an die Fahrschule vermittelt haben soll.
Darüber hinaus soll ein 37-Jähriger aus Heilbronn die Rolle des Organisators übernommen haben. Er habe bundesweit äußerlich passende Stellvertreter für die Theorieprüfungen gesucht und Ausweise der eigentlichen Prüflinge an die Stellvertreter übergeben. Ein 24-Jähriger soll wiederum Prüfungstermine koordiniert haben. Auch eine Fahrschule im baden-württembergischen Göppingen soll beteiligt gewesen sein.
Prüflinge zahlten bis zu 5000 Euro
Den Betreibern der beiden Fahrschulen wird dabei vorgeworfen, dass sie von den fehlenden theoretischen Kenntnissen der Fahrschüler wussten. Trotzdem sollen sie die benötigten Ausbildungsbescheinigungen übermittelt und damit die Prüfungsreife des Prüflings bestätigt haben.
Die Prüfungen fanden den Ermittlern zufolge meist in Baden-Württemberg und vereinzelt in Bayern statt. Die Stellvertreter reisten oft aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen an. Sie passten sich demnach auch an das Aussehen der echten Prüflinge an. Für die Stellvertreterprüfungen sollen die eigentlichen Prüflinge zwischen 3000 und 5000 Euro gezahlt haben.
Laut Polizei fanden die betrügerischen Prüfungen nahezu wöchentlich statt, die eingesetzten TÜV-Prüfer seien den Drahtziehern deswegen gut bekannt gewesen. Hatte ein kritischer Prüfer Dienst, wurden die Stellvertreter den Ermittlungen zufolge immer wieder nach Hause geschickt. Wurde ein Prüfer misstrauisch, brachen auch die Stellvertreter immer wieder die Betrugsversuche ab.
Insgesamt wurden 29 Objekte in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und im Saarland sowie in Bulgarien durchsucht. Dabei wurden unter anderem zehntausende Euro Bargeld, Goldmünzen und Luxusautos beschlagnahmt. Die Festgenommenen kamen in Untersuchungshaft. In Baden-Württemberg waren mehr als 130 Kräfte im Einsatz, darunter ein Sondereinsatzkommando.
Quelle: ntv.de, raf/dpa/AFP