Panorama

Wegen Persönlichkeitsschutzes Polizei gibt sich nach Dreifachmord in Weilheim zugeknöpft

Eine Rose an einem der Tatorte.  An einem anderen Ort haben Menschen eine Handvoll Kerzen aufgestellt.

Eine Rose an einem der Tatorte. An einem anderen Ort haben Menschen eine Handvoll Kerzen aufgestellt.

(Foto: picture alliance/dpa)

In Weilheim tötet ein Mann seine Frau, seine Schwägerin und deren Mann. Warum kam es zu diesem Verbrechen? Die Ermittler versuchen zwar, diese Frage zu beantworten. Die Antwort werden sie aber möglicherweise für sich behalten.

Drei Tatorte, vier Tote und eine drängende Frage: Was treibt einen Mann dazu, in der Kleinstadt Weilheim südwestlich von München seine Frau, deren Zwillingsschwester und ihren Mann zu töten? War es ein Gewaltausbruch im Affekt? Oder eine von langer Hand geplante Tat? Gibt es einen Abschiedsbrief? Woher hatte der Verdächtige seine Waffe? "Die Ermittlungen sind nicht abgeschlossen, bloß weil der mutmaßliche Täter tot ist", betont Polizeisprecher Alexander Huber. All diesen Fragen werde nachgegangen. "Man wird die Hintergründe beleuchten."

Wie viel die Öffentlichkeit über das mögliche Tatmotiv erfahren wird, bleibt allerdings abzuwarten. "Letztlich ist es kommuniziert, dass es sich um eine Beziehungstat handelt", erklärt Huber. Da der 59-Jährige tot sei und keine Gefahr für die Bevölkerung bestanden habe, sei die Frage des Motivs auch eine Frage des Persönlichkeitsschutzes und werde daher wahrscheinlich nicht detailliert preisgegeben.

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Bei den Toten handelt es sich nach DPA-Informationen um Zwillingsschwestern und deren Männer. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei tötete der 59-Jährige am Freitag erst die 57 Jahre alten Frauen und dann den 60-Jährigen. Anschließend soll sich der Verdächtige das Leben genommen haben.

Die Ermittler wollen aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht verraten, wie das genaue Verhältnis der Toten zueinander war - außer, dass sie miteinander verwandt waren. Wer wo mit wem wohnte und ob die Toten Kinder haben, gibt die Polizei ebenfalls nicht an.

Bank trotz Blutspur freigegeben

Eine große Anteilnahme der Bevölkerung ist in der kleinen Kreisstadt unweit der Alpen an den Tagen nach dem Dreifachmord nicht zu erkennen. Das Verbrechen scheint in Weilheim kein großes Thema zu sein. "Davon habe ich noch nichts gehört. Das wundert mich, weil wir haben viele ältere Kunden, das ist ein sehr familiäres Umfeld, hier wird normalerweise über alles gesprochen", sagt eine Verkäuferin am Samstag in einem Bio-Lebensmittelgeschäft in der Innenstadt. Stadtpfarrer Engelbert Birkle von der katholischen Pfarreiengemeinschaft Weilheim will der Toten in der Kirche gedenken. "So etwas greifen wir in den Gottesdiensten im Rahmen einer Fürbitte auf", sagt er. Auch der evangelische Dekan Jörg Hammerbacher meinte, das Verbrechen werde beim sonntäglichen Kirchenbesuch thematisiert.

Weilheim hat etwa 23.000 Einwohner. Die Stadt liegt rund 50 Kilometer südwestlich von München im Landkreis Weilheim-Schongau, von der Landeshauptstadt ist sie mit der Bahn gut zu erreichen. Am Sonntag scheint alles wie immer zu sein. An einem der Tatorte liegen ein paar Blumen, Menschen haben eine Handvoll Kerzen aufgestellt. Abgesperrt ist nichts mehr. Selbst auf die noch mit Blut beschmierte Bank, auf der sich der mutmaßliche Täter das Leben genommen haben soll, kann man sich wieder setzen.

Die Schwestern starben nach Ermittlerangaben im Haus des mutmaßlichen Täters an "massiven Verletzungen". "Die Frauen hatten keine Schussverletzungen", betont Huber. Auch über mögliche Stichverletzungen sei ihm nichts bekannt. Am Montag sollen die Leichen obduziert werden. Huber rechnet damit, dass frühestens am Dienstag Ergebnisse dieser Untersuchung veröffentlicht werden. Nach der Attacke auf die Zwillinge soll der Verdächtige seinen Schwager umgebracht haben - rund einen Kilometer vom Fundort der Frauen entfernt. Eine Zeugin hatte den 60-Jährigen leblos im Garten eines Mehrfamilienhauses im Ortszentrum entdeckt. Die Leiche weist laut Polizei eine Schussverletzung auf.

Keine Angaben zur Tatwaffe

Anschließend soll sich der 59-Jährige auf einer Parkbank das Leben genommen haben, in der Nähe des Flusses Ammer, keine drei Kilometer vom Fundort des 60-Jährigen entfernt. Auch seine Leiche hat Huber zufolge eine Schussverletzung.

Neben der Leiche lag eine Waffe. "Nun wird untersucht, ob es die Tatwaffe ist", erklärt der Polizeisprecher. "Das liegt natürlich nah." Er bestätigt Informationen, wonach es sich bei der Waffe um eine Handfeuerwaffe handelt. Ob es eine Pistole ist oder ein Revolver, will er nicht sagen. Zudem müsse noch ermittelt werden, ob der Mann eine Waffe führen durfte. Zeugenbefragungen liefen weiter, gesicherte Spuren würden untersucht.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

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