Panorama

"Unfassbarer Gewaltausbruch" Polizisten-Attacken in Trier alarmieren die Politik

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Die Situation vor einem Trierer Club gerät in der Nacht vollkommen aus dem Ruder: Alkoholisierte Diskobesucher attackieren und verletzen Polizisten. Das Entsetzen am Tag danach ist groß. Die Polizeigewerkschaft GDP schildert, dass solche Exzesse leider zum Alltag der Beamten geworden sind.

Mit Bestürzung haben Bundes- wie rheinland-pfälzische Landespolitik auf die Angriffe von Diskobesuchern auf Polizisten in Trier reagiert. "Sich zusammenzurotten und mit Eisenstangen und Flaschen auf Einsatzkräfte loszugehen, zeigt nichts als rohe Gewalt, die mit aller Härte verfolgt und geahndet werden muss", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Die SPD-Politikerin dankte den Beamten, die eingeschritten waren, um ihre Kolleginnen und Kollegen zu schützen.

Die gesamte Bundesregierung verurteile diesen Gewaltausbruch auf das Schärfste, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner in Berlin. Der Vorfall zeige, dass es gut gewesen sei, dass das Strafrecht in Bezug auf Gewalt gegen Einsatzkräfte verschärft wurde, zuletzt 2017. Das Recht müsse jetzt mit aller Konsequenz durchgesetzt werden.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer verurteilte den "unfassbaren Gewaltausbruch", der für die Täterinnen und Täter schwere Folgen haben werde. "Wer die Polizei angreift, greift jeden von uns an und er greift unseren Staat an", sagte sie. Die Landesregierung stehe an der Seite der "Polizeifamilie" und werde nicht ruhen, bis die Tat aufgeklärt sei, sagte Dreyer, die selbst in Trier lebt.

Innenminister Michael Ebling, wie Dreyer von der SPD, teilte mit, dass die Polizei in Trier für die weitere Aufklärung des Angriffs eine sogenannte Besondere Aufbauorganisation eingerichtet habe und mit starken Kräften ermittle. "Die Täter sollen die ganze Härte des Gesetzes spüren", sagte er.

Die Gewerkschaft der Polizei, kurz GDP, in Rheinland-Pfalz äußerte sich erschüttert über die hohe Gewaltbereitschaft. "Gruppenbezogene Gewalt ist kein Einzelphänomen, wir haben das zuletzt an Silvester erlebt, sehen es oft bei Fußballspielen und werden es auch wieder bei anderen Feierlichkeiten erleben müssen", sagte die stellvertretende GDP-Landeschefin Stefanie Loth. Der Umgangston in der Gesellschaft werde "immer schlimmer". Polizei und Justiz bräuchten mehr Personal, um schnell und konsequent zu arbeiten.

Nur Warnschüsse lösen die Situation auf

Nach einem Streit in einer Disko in Trier hatten in der Nacht zum Freitag rund 40 Menschen eine Gruppe von Polizisten angegriffen. Neueren Schilderungen der Polizei zufolge hätten maximal sieben Beamte den Angreifern gegenübergestanden. "Die Kollegen haben dort wirklich um ihr Leben gebangt", sagte der Sprecher der Polizei Trier, Uwe Konz.

Die Gruppe habe sich nach einem Routineeinsatz in einer Trierer Diskothek vor der Tür zusammengerottet und sei "ganz massiv" mit Flaschen, Holzstöcken und einem Einkaufswagen auf die Beamten losgegangen. "Diese Eskalation war neu für uns", sagte Konz. Entgegen einer ersten Mitteilung der Polizei seien Eisenstangen nicht benutzt worden.

Die Polizei sei kurz nach Mitternacht wegen einer Körperverletzung zu dem Club gerufen worden. Die Beamten hätten die Kontrahenten dann vor die Tür gebracht, um zu ermitteln. Nahezu zeitgleich hätten sich Gäste aus der Disco und andere von draußen zusammengefunden "und schlagartig eine Anti-Position" gegen die Polizisten eingenommen. Als die Beamten nach einem ersten Angriff zwei Personen festgenommen hätten, sei dies für die Gruppe der Auslöser gewesen, die Polizisten zu attackieren.

Zu möglichen Gründen sagte Konz: "Sicherlich ist das Thema Alkohol eines. Dann ist es vielleicht sogar eine grundsätzliche Distanz zu staatlichen Institutionen, zur Polizei ganz konkret." Für die Beamten sei diese Form des Angriffs neu gewesen: "In dieser massiven Gewalt dann auch gegen Polizeibeamte vorzugehen, Glas zu werfen, mit Stöcken und Fäusten zu schlagen, diese Eskalation haben wir nicht gekannt."

Fünf Kollegen seien verletzt worden - drei durch die Aggressoren und zwei weitere, als die Polizei Pfefferspray eingesetzt habe. Sie seien nach der Behandlung wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Neben den Polizisten seien zwei oder drei weitere Personen durch Pfefferspray verletzt worden, sagte Konz. Möglicherweise gebe es weitere Verletzte, die sich melden sollten.

Die rund 40 Angreifer müssten noch ermittelt werden. Sie seien nach zwei Warnschüssen, die ein Beamter vor Ort in die Luft abgegeben habe, geflüchtet. Beide festgenommene Männer im Alter von 42 und 21 Jahren seien aus Trier, sagte Konz. Die Polizei ermittelt nun wegen des Verdachts auf Körperverletzung, auf Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, auf schweren Landfriedensbruch und auf versuchte Gefangenenbefreiung.

Quelle: ntv.de, jog/dpa

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