Bei Kokain-Kontrollen? Polizisten sollen Drogendealer bestohlen haben
30.06.2025, 16:04 Uhr Artikel anhören
Wegen Diebstahls mit Waffen sind ein 34 Jahre alter Polizist und ein 50 Jahre alter Polizist im Landgericht Hannover angeklagt.
(Foto: picture alliance/dpa)
In Hannover stehen zwei Polizisten vor Gericht. Sie sollen Kokainhändlern Bargeld abgenommen und in die eigene Tasche gesteckt haben. Einer von sitzt in U-Haft, der andere ist suspendiert. Vor Gericht verweist ein Anwalt auf ein selbstloses Motiv.
Zwei Polizisten sollen über einen längeren Zeitraum Kokainhändlern bei Drogenkontrollen Bargeld abgenommen und sich damit bereichert haben. Die 34 und 50 Jahre alten Beamten stehen vor dem Landgericht Hannover. Ihnen wird unter anderem Diebstahl mit Waffen und Strafvereitelung im Amt vorgeworfen. Beide sollen durch Straftaten jeweils etwas mehr als 6000 Euro erlangt haben.
Laut Anklage sollen die Streifenpolizisten keine polizeilichen Vorgänge zu den Kontrollen angelegt haben. Zudem hätten sie keine etwaige Sicherstellung der Gelder dokumentiert. Bei den Überprüfungen sollen sie ihre Dienstwaffen getragen haben.
34-Jähriger wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft
Der 34-jährige Polizist sitzt wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. Sein Verteidiger kündigte eine Einlassung seines Mandanten für einen späteren Zeitpunkt an. "Das ist nicht das Handeln eines egoistischen, selbstsüchtigen Mannes", sagte der Rechtsanwalt. Es werde sich herausstellen, dass es dem Polizisten um das Herbeiführen einer "Art von moralischer Gerechtigkeit" gegangen sei. "Die eigentliche Tatmotivation war eine Um- und Rückverteilung zwischen Drogenhändler und oft hilfsbedürftigen Konsumenten", sagte der Verteidiger.
Der mitangeklagte ältere Polizeibeamte wies durch seinen Verteidiger alle Vorwürfe zurück und betont, dass niemand gesehen habe, dass er irgendjemandem Geld abgenommen habe. Der 50-Jährige sitzt nicht in U-Haft, ist aber mit gekürzten Bezügen vom Dienst suspendiert.
Tatsächlich soll nur sein Kollege den Drogenhändlern Bargeld abgenommen haben. Der 50-Jährige soll die Kontrollen zwischen April 2024 und Januar 2025 abgesichert und sich damit beteiligt haben. Schon 2022 soll der 50-Jährige mit Hilfe des 34-Jährigen eine private Versicherung um rund 1000 Euro betrogen haben.
Nach dem Ermittlungsstand Anfang des Jahres hat dieser Fall nichts mit dem Fall des mutmaßlich bestechlichen Staatsanwalt zu tun, der seit April in Hannover vor Gericht steht. Er soll zwischen Juni 2020 und März 2021 Behörden-Interna an eine international agierende Drogenhändler-Bande verkauft haben. Der 39-Jährige weist die Vorwürfe zurück. Sowohl für die beiden Polizisten als auch für den angeklagten Staatsanwalt gilt die Unschuldsvermutung.
Quelle: ntv.de, mbr/dpa