Ex-Senatsbaudirektor Stimmann Prägender Stadtplaner des neuen Berlin gestorben
02.09.2025, 13:44 Uhr Artikel anhören
Der Lübecker Hans Stimmann über "seiner" Stadt: Berlin.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Potsdamer Platz, das Humboldt Forum, die Friedrichstraße: Dass Berlin nach der Wende so aussieht, wie es jetzt aussieht, liegt vor allem auch an Hans Stimmann. Als Senatsbaudirektor prägt der Architekt die Hauptstadt in den entscheidenden Jahren - und das nicht unumstritten. Nun ist er gestorben.
Der Architekt Hans Stimmann, der als Senatsbaudirektor das wiedervereinigte Berlin prägte, ist tot. Er ist am 30. August im Alter von 84 Jahren in Lübeck gestorben, bestätigte der Architekten- und Ingenieurverein Berlin-Brandenburg unter Berufung auf Stimmanns Familie.
Stimmann war von 1991 bis 2006 mit Unterbrechung Senatsbaudirektor und prägte die Stadtplanung in Berlin. Auf dem einflussreichen Posten folgten ihm die Schweizerin Regula Lüscher und Amtsinhaberin Petra Kahlfeldt.
Der gebürtige Lübecker, der seine Laufbahn als Maurer begonnen hatte, gestaltete den Wiederaufbau der Stadtmitte entscheidend mit - ob am Potsdamer oder Pariser Platz, an der Friedrichstraße oder in der City West. Er folgte der Idee einer "kritischen Rekonstruktion".
Viel Stein, Rasterfassaden und eine Traufhöhe von 22 Metern - so beschrieben es manche Kritiker. "Ich bin doch kein Geschmacksdiktator, nur weil ich ein ganz gutes Vermögen habe, gute von schlechter Architektur zu unterscheiden", sagte Stimmann mal. Die Gretchenfrage laute, was Architektur für das Städtische leisten könne.
Kein Stadtplaner habe in den vergangenen 50 Jahren auf das Bild einer deutschen Großstadt einen solchen Einfluss genommen, würdigte ihn die FAZ. Es sei zu Recht kritisiert worden, dass sein Berlin an vielen Stellen von gleichförmiger und schwerfälliger Gestalt sei. Aufs Ganze gesehen überwögen aber die Erfolge - "auch im Verhindern des Unsäglichen".
Zuletzt vermisste Stimmann eine leidenschaftlichere Debatte über die Gestaltung Berlins. Die Auseinandersetzungen etwa über die Bebauung des Molkenmarktes und die Zukunft des Marx-Engels-Forums würden "provinziell und mit parteipolitischer Färbung geführt", schrieb er 2024 in der FAZ.
Quelle: ntv.de, ses/dpa