Phänomen "Phubbing" Problematische Mediennutzung bei Jugendlichen mehr als verdoppelt
12.03.2025, 12:05 Uhr Artikel anhören
		                      10- bis 17-Jährige nutzen am Tag mehr als zweieinhalb Stunden Social Media.
(Foto: Copyright: PeopleImages/DAK-Gesundheit)
Bei vielen Eltern besteht die Sorge, dass ihre Kinder zu oft zum Smartphone greifen. Da ist etwas dran. Die Corona-Pandemie verschärft die Nutzung deutlich. Immer öfter driftet die Nutzung ins Krankhafte ab, wie eine Studie belegt. Es gibt allerdings einen Lichtblick.
Mehr als eine Million Kinder und Jugendliche in Deutschland haben laut einer Studie Probleme wegen ihres Medienkonsums. Bei 21,4 Prozent der Befragten wurde demnach eine riskante Nutzung von sozialen Medien festgestellt, also eine Nutzung, die laut Studienautoren mit einem erhöhten Risiko für die physische oder psychische Gesundheit einhergeht.
Weitere 4,7 Prozent werden als abhängig eingestuft. So gibt es bei mehr als einem Viertel aller 10- bis 17-Jährigen eine riskante oder krankhafte Nutzung sozialer Medien. Das sind die Ergebnisse einer Untersuchung der DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.
Insgesamt betroffen seien rund 1,3 Millionen Kinder und Jugendliche. Im letzten Vor-Corona-Jahr 2019 lagen diese Zahlen noch bei 8,2 Prozent (riskante Nutzung) beziehungsweise 3,2 Prozent (pathologische Nutzung). Das bedeutet einen Anstieg von 126 Prozent seitdem. Im Schnitt nutzen Kinder und Jugendliche derzeit 157 Minuten täglich Social Media und damit ähnlich lang wie in den beiden Jahren zuvor, aber eine halbe Stunde mehr als noch 2019.
"Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen ist zu einem dauerhaften und ernsten Problem geworden", erklärte DAK-Vorstandschef Andreas Storm. "Wenn junge Menschen ohne Ende online sind, dann schadet das häufig der Gesundheit und führt zu sozialen Konflikten." Um Kinder zu stärken und zu schützen, sei Schule ein wichtiger Ort. Daher sei ein neues Schulfach Gesundheit wichtig. "Die Kultusminister der Länder sollten dieses Thema offen diskutieren."
Lage beim Gaming leicht entspannt
Die Studienautoren sehen beim Thema Computerspiele Verbesserungen. Bei der jüngsten Erhebung wurde bei 8,6 Prozent der Kinder und Jugendlichen eine riskante, bei 3,4 Prozent eine pathologische Nutzung festgestellt. 2023 gab es noch 11,1 Prozent riskante und 4,3 Prozent pathologische Nutzerinnen und Nutzer. Beim Gaming liegt die durchschnittliche tägliche Spieldauer derzeit bei 105 Minuten. 2019 waren es durchschnittlich 91 Minuten.
Beim Streaming, das erst seit 2022 erfasst wird, sind die Zahlen relativ konstant. In der jüngsten Erhebung wiesen 13,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen ein riskantes Nutzungsverhalten auf, weitere 2,6 Prozent ein pathologisches. Im Vorjahr waren es 14,4 Prozent (riskante Nutzung) beziehungsweise 1,2 Prozent (pathologische Nutzung).
Erstmals untersucht wurde das Phänomen "Phubbing", das eine unangemessene Nutzung des Smartphones etwa am Esstisch beschreibt. 35,2 Prozent der befragten 10- bis 17-Jährigen fühlen sich demnach durch die Smartphone-Nutzung anderer Personen ignoriert. 25,2 Prozent gaben an, Erfahrungen mit sozialen Konflikten im Kontext mit "Phubbing" gemacht zu haben.
Mit der repräsentativen Längsschnittstudie untersucht die DAK gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen. 1200 Teilnehmende werden durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa mit jeweils einem Elternteil in mehreren Wellen befragt. Die jüngste Befragung fand im Herbst 2024 statt.
Quelle: ntv.de, als/dpa/AFP