Panorama

Afghane steht vor GerichtProzess um erstochene Konvertitin beginnt

23.01.2018, 15:44 Uhr
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Der 30-Jährige auf der Anklagebank vor dem Landgericht in Traunstein. (Foto: dpa)

Ende April 2017 wird eine Mutter vor den Augen ihrer Kinder auf einem Supermarkt-Parkplatz erstochen. Nun steht der mutmaßliche Täter vor Gericht. Er soll die Frau aus religiösen Motiven getötet haben.

Weil er eine vierfache Mutter aus religiösen Gründen erstochen haben soll, muss sich seit Dienstag ein aus Afghanistan stammender Mann vor dem Landgericht Traunstein verantworten. Die Staatsanwaltschaft nannte das Motiv des wegen Mordes angeklagten 30-Jährigen laut Anklageschrift "besonders verachtenswert und auf tiefster Stufe stehend".

Demnach tötete der muslimische Mann die ebenfalls aus Afghanistan stammende und zum Christentum konvertierte Frau im April vergangenen Jahres vor einem Supermarkt in Prien am Chiemsee, weil sie ihn gefragt habe, ob er auch konvertieren wolle. Dies habe den Angeklagten schwer belastet, "weil es mit seinem Glauben als Muslim nicht vereinbar war", so die Staatsanwaltschaft.

Der Anklage zufolge lauerte der Angeklagte seinem Opfer am Abend des 29. April vor dem Supermarkt auf. Demnach hatte er zuvor gesehen, wie die 38-Jährige mit zwei ihrer Kinder zum Einkaufen ging und habe daraufhin aus seiner Asylbewerberunterkunft ein Messer geholt. Mit dem Messer mit einer fast 20 Zentimeter langen Klinge soll er seinem Opfer vor den Augen der fünf und elf Jahre alten Kinder 16 Stiche zugefügt und sie tödlich verletzt haben.

Zeugen konnten Angreifer nicht abhalten

Der Fall sorgte in der oberbayerischen Gemeinde und darüber hinaus für Entsetzen. Auch das Einschreiten mehrerer Zeugen, die den Mann mit einem geworfenen Einkaufswagen und einem zur Abwehr eingesetzten Bauzaun stoppen wollten, konnte den Angreifer laut Anklage nicht abhalten.

In dem auf vier Verhandlungstage angesetzten Prozess wird es vor allem darum gehen, ob sich das von der Staatsanwaltschaft vorgeworfene religiöse Motiv erhärten lässt. Nach seiner Festnahme hatte der Mann angegeben, aus Frust über seine bevorstehende Abschiebung gehandelt zu haben.

Der Angreifer war nach der Tat zunächst für gut drei Monate in einer psychiatrischen Klinik untergebracht worden, inzwischen sitzt er in Untersuchungshaft. Sein Opfer hat neben den zwei minderjährigen Kindern noch zwei erwachsene Kinder. Die Frau galt als vorbildlich integriert.

Quelle: kpi/AFP

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