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Aussage des Angeklagten? Prozess wegen Tötung von Joel beginnt

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Kreuze, Plüschtiere und Blumen erinnern am Tatort an Joel.

Kreuze, Plüschtiere und Blumen erinnern am Tatort an Joel.

(Foto: Stefan Sauer/dpa)

Im September vergangenen Jahres wird im beschaulichen Pragsdorf ein Sechsjähriger erstochen. Die Tat erscheint rätselhaft, bis ein 14-Jähriger festgenommen wird. Er steht ab heute vor Gericht. Zudem wird gegen den Bruder des Angeklagten ermittelt.

Nach dem Tod des sechs Jahre alten Joel beginnt heute der Prozess gegen einen Jugendlichen wegen Totschlags vor dem Landgericht Neubrandenburg. Dem Angeklagten droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren. Weil er Jugendlicher ist, findet die Verhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt zudem gegen den 17 Jahre alten Bruder des Angeklagten. Die Staatsanwaltschaft habe nach Anklageerhebung einen Hinweis erhalten und Ermittlungen gegen den Bruder eingeleitet, teilte eine Sprecherin mit. Konkrete Details zu dem Verfahren gegen den älteren Bruder nannte die Staatsanwaltschaft nicht. Man wolle die aufgenommenen Ermittlungen und den laufenden Prozess nicht gefährden.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem zum Tatzeitpunkt 14-Jährigen Angeklagten vor, Joel am 14. September des vergangenen Jahres in der Gemeinde Pragsdorf bei Neubrandenburg mehrfach ins Gesicht geschlagen und mit einem Messer mit einer Klingenlänge von circa 15 Zentimetern siebenmal auf ihn eingestochen zu haben. Der Junge starb, was der Angeklagte zumindest billigend in Kauf genommen habe, so die Staatsanwaltschaft.

DNA-Spuren am Tatmesser

Die brutale Tat soll sich in einem Gebüsch am Bolzplatz in dem kleinen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern abgespielt haben. Dort, wo Joel starb, stehen Monate später noch Engelsfiguren, Erinnerungsstücke und ein größeres Kreuz. Seit dem 26. September sitzt der Verdächtige laut Landgericht in Untersuchungshaft. Er hatte sich in Widersprüche verstrickt, zudem wurde seine DNA-Spur am Tatmesser gefunden. Während der Zeit in der Untersuchungshaft zog die Familie des Teenagers nach Angaben der Polizei aus Pragsdorf weg.

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Einem Gutachten zufolge ist der Jugendliche schuldfähig. "Nach dem Ergebnis der forensisch-psychiatrischen und entwicklungspsychologischen Begutachtung des Angeschuldigten ist die Staatsanwaltschaft von seiner strafrechtlichen Verantwortlichkeit überzeugt", hieß es vor wenigen Wochen in einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft. Sie wies aber auch darauf hin, dass für den jugendlichen Angeschuldigten bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens die Unschuldsvermutung gelte.

Der Fall um Joel hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Die Frage, warum der Sechsjährige sterben musste, ist bis zum Tag des Prozessauftakts nicht beantwortet. Noch ist unklar, ob sich der Angeklagte vor Gericht zu den Vorwürfen äußern wird. Im gesamten Prozess sollen laut Gericht rund 40 Zeugen und 5 Sachverständige befragt werden. Zu Beginn am Dienstag sind demnach fünf Zeugen geladen. Nach dem Prozessauftakt sind sechs Fortsetzungstermine vorgesehen.

Quelle: ntv.de, sba/dpa

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