Seibert: "niederträchtige Morde" Psyche des Messerangreifers steht im Fokus
28.06.2021, 14:41 Uhr
Warum tötet ein 24-jähriger Geflüchteter drei Menschen und verletzt weitere zum Teil lebensgefährlich? Dieser Frage gehen derzeit die bayerischen Behörden nach. Kanzlerin Merkel hofft, dass die Bluttat von Würzburg gründlich aufgeklärt werden kann.
Der Anwalt des Messerangreifers von Würzburg rechnet damit, dass die psychische Verfassung seines Mandanten erneut von einem Experten untersucht wird. "Natürlich muss eine neue psychiatrische Untersuchung erfolgen", sagte Rechtsanwalt Hanjo Schrepfer. Der Verdächtige sitzt in Würzburg in Untersuchungshaft - wegen dreifachen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung in sechs weiteren Fällen und vorsätzlicher Körperverletzung in einem weiteren Fall.
Der 24 Jahre alte Somalier hatte am Freitagnachmittag in der Innenstadt drei Frauen getötet. Zudem verletzte er laut Polizei mit einem Messer drei weitere Frauen, ein Mädchen und einen Jugendlichen lebensgefährlich sowie einen Mann und eine weitere Frau leicht. Die Hintergründe sind unklar. Schrepfer wartet derweil weiter auf Akteneinsicht. Diese Woche wolle er sich dann mit seinem Mandanten treffen - wann das sein soll, verriet er allerdings nicht.
Der Migrant war schon vor der Tat am Freitag wegen Bedrohung und Beleidigung polizeibekannt, er kam deshalb zeitweise in eine Psychiatrie. Das Verfahren läuft noch, das psychiatrische Gutachten nach einem Vorfall im Januar in seiner Obdachlosenunterkunft steht noch aus.
Kanzlerin erschüttert von der Bluttat
Bundeskanzlerin Angela Merkel hofft nach Angaben ihres Sprechers auf eine gründliche Aufklärung des Messerangriffs. "Die Ermittler werden alles tun, um aufzuklären, was den Mann zu diesen Morden trieb", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Es gebe offenbar "Hinweise auf islamistische Hasspropaganda" in der Wohnung des Tatverdächtigen, aber auch Hinweise auf psychische Probleme in der Vergangenheit. "Das eine muss das andere nicht ausschließen", sagte Seibert.
Es handele sich um "fürchterliche, niederträchtige Morde", sagte der Regierungssprecher. Der genaue Hintergrund müsse nun ermittelt werden. "Das sind wir den Opfern schuldig." Merkel zeigte sich seinen Angaben zufolge erschüttert von der Bluttat. "Es ist eine Tat von nicht zu begreifender Brutalität und Bösartigkeit", sagte Seibert.
Die Anteilnahme gelte den Opfern, den Familien der Ermordeten und den schwer Verletzten in den Krankenhäusern. Es gebe aber auch Grund zur Dankbarkeit, fügte der Regierungssprecher hinzu. Er verwies dabei auf das schnelle Eingreifen der Polizei und "den Mut und die Geistesgegenwart von Menschen auf der Straße, die den Täter gestellt haben und so möglicherweise weitere Morde verhinderten".
"Gut und Böse hängen nicht von der Herkunft ab"
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder will die mutigen Helfer mit der Bayerischen Rettungsmedaille auszeichnen. "Sie haben ein Höchstmaß an Zivilcourage gezeigt", sagte Söder der "Main-Post". Die Bayerische Rettungsmedaille ist eine staatliche Auszeichnung für Personen, die unter Einsatz des eigenen Lebens Menschen aus Lebensgefahr gerettet haben. Einer Sprecherin der Staatskanzlei zufolge ist noch nicht bekannt, wie viele Menschen die Rettungsmedaille erhalten sollen.
Auf Videos, die nach dem Angriff im Internet kursierten, zeigen, wie sich zum Beispiel ein Mann dem mit einem langen Messer bewaffneten Angreifer immer wieder entgegenstellt und mit einem Rucksack abwehrt. Der Ministerpräsident zeigte sich laut "Main-Post" beeindruckt, dass unter den Helfern auch Menschen mit Migrationshintergrund waren. "Gut und Böse hängen nicht von der Herkunft ab", sagte Söder demnach.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa/AFP