Panorama

Kunstwerk fehl am Platz? Neue Nackt-Skulptur polarisiert San Francisco

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Die Skulptur soll als Symbol für weibliche Stärke und Befreiung verstanden werden, der Künstler wollte "die Energie der Göttinnen in die Welt tragen". 

Die Skulptur soll als Symbol für weibliche Stärke und Befreiung verstanden werden, der Künstler wollte "die Energie der Göttinnen in die Welt tragen". 

(Foto: picture alliance / Anadolu)

Um die Innenstadt wiederzubeleben, präsentierte San Francisco vergangene Woche eine neue Skulptur. Prompt löste die Stahl-Frau eine Debatte aus: Während die einen sich über neue Kunst in der Stadt freuen, kritisieren die anderen die Botschaft hinter der nackten Figur.

San Francisco kämpft seit Jahren mit den Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Viele Menschen haben die Stadt verlassen, Obdachlosigkeit bleibt eine große Herausforderung. Die Stadt versucht einiges, um die Innenstadt wiederzubeleben. Vergangene Woche wurde aus diesem Grund nun eine fast 14 Meter hohe Skulptur auf dem Embarcadero Plaza als öffentliche Inszenierung enthüllt. Das Kontroverse daran: Die riesige Edelstahlfigur namens "R-Evolution" zeigt eine nackte Frau.

Eine Stunde pro Tag hebt und senkt die Figur ihre Brust, um Atembewegungen zu simulieren. Nachts ist sie beleuchtet. Die fast 15 Tonnen schwere Skulptur besteht aus 55.000 geschweißten Verbindungen und wurde vom US-amerikanischen Künstler Marco Cochrane bereits vor zehn Jahren entworfen. Ihren ersten Auftritt hatte die Figur 2015 beim Burning Man Festival, einem jährlichen Festival in der Wüste Nevadas. Nun genießt sie in San Francisco eine prominente Platzierung neben dem Ferry Building an der Uferpromenade.

Cochrane beschreibt die Skulptur als Symbol für weibliche Stärke und Befreiung, er wolle damit die Energie der Göttinnen in die Welt tragen. Von diesem Anspruch sind jedoch nicht alle der rund 800.000 Einwohner San Franciscos begeistert. Die Kunstinstallation hat eine kontroverse Debatte ausgelöst.

Skulptur polarisiert die Stadt

Hauptkritikpunkt: Gegenden, die mit Obdachlosigkeit, Drogenkonsum und verbarrikadierten Geschäften zu kämpfen haben, sind nur wenige Häuserblocks entfernt. Während die Kunstwelt dies als "Gegensatz" bezeichnet, kritisieren manche Einwohner fehlende Sensibilität. Der Republikaner Bruce Lou, der letztes Jahr gegen Nancy Pelosi bei regionalen Wahlen in San Francisco kandidierte, warf den Verantwortlichen vor, falsche Prioritäten zu setzen: "Es scheint, als würde sich die Stadt auf alles Mögliche konzentrieren - nur nicht auf die wirklich wichtigen Themen", zitiert Fox News den Politiker.

In den sozialen Medien sorgte ein Video des Influencers Collin Rugg für Aufsehen, das zeigt, wie ein Hubsteiger während des Aufbaus unbeholfen zwischen die Beine der Skulptur gehoben wird. In den Kommentaren folgt Spott: "Es gibt nichts, das 'Innenstadt wiederbeleben' besser sagt als eine 14 Meter große nackte Dame, die eine Operation am Hinterteil bekommt", schreibt etwa ein Nutzer.

Das Kunstwerk polarisiert. Neben Kritik kommen aus San Francisco auch viele positive Reaktionen, wie NBC meldet: "Wir sehen diese Stadt wieder zum Leben erwachen", sagte Einwohnerin Alina Radu bei der Enthüllung. Auch Ruchil Shah, der in der Nähe lebt, freut sich über die Skulptur: "Ich finde das gesamte Konzept wirklich gut, um die Stärke der Frauen zu zeigen."

Die Stadt selbst verweist auf Studien, die belegen, dass öffentliche Kunst den Fußgängerverkehr erhöht und so die lokale Wirtschaft fördert. Laut der Sijbrandij Foundation, die das Kunstwerk sponsert, sei die Skulptur Teil einer größeren Initiative. Ziel sei es, 100 Stücke "großer Kunst" - also Kunstwerke mit einer Größe von mehr als drei Metern - in San Francisco zu errichten.

Quelle: ntv.de, lwo

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