Mehr als 350 Corona-Infektionen RKI rechnet mit Todesfällen in Deutschland
05.03.2020, 14:09 Uhr
Die Gesundheitsbehörden versuchen nach wie vor, die Ausbreitung des Coronavirus nach Möglichkeit zu verlangsamen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Aus inzwischen 15 Bundesländern sind Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 bekannt. Die meisten Ansteckungen, die zurzeit registriert werden, stehen nicht in Verbindung mit dem Ausland, berichtet das Robert-Koch-Institut. Die Dunkelziffer halten die Experten für niedrig.
In Deutschland sind inzwischen 358 Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen worden. Das sind rund 100 bestätigte Fälle mehr als noch am Mittwoch. "Die Fallzahlen werden weiter nach oben gehen", sagte Lothar Wieler, Präsident des Berliner Robert-Koch-Instituts (RK). Er appellierte an Ärzte und die Bevölkerung, Tests nur bei begründeten Verdachtsfällen mit Symptomen zu machen. Es gehe darum, das System nicht zu überlasten. "Vielleicht wird sogar zu viel getestet", sagte Wieler. Die Dunkelziffer hält er in Deutschland deshalb für niedrig.
Die neuen Infektionen haben nach RKI-Angaben im Moment in erster Linie mit Ansteckungen in Deutschland zu tun und nicht mehr mit Auslandsreisen. Der Erreger ist inzwischen in 15 Bundesländern nachgewiesen, die meisten registrierten Fälle seit Jahresanfang gibt es in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Baden-Württemberg und Bayern. Die Infizierten waren zwischen zwei und 91 Jahre alt und tendenziell häufiger Männer.
Weiterhin gehe es um die Eindämmung und Verlangsamung der Infektion, erläuterte Wieler. Ihm zufolge muss davon ausgegangen werden, dass es auch in Deutschland zu Todesfällen kommt. Zuletzt hatte die Schweiz einen Todesfall gemeldet. Wieler verwies zugleich auf die aktuellen Zahlen zur Influenza, die ebenfalls zu Lungenentzündungen führen kann. Seit Jahresbeginn wurden in Deutschland bereits 119.280 Grippefälle gemeldet, bis zur vergangenen Woche waren 202 Todesfälle im Zusammenhang mit Influenza bekannt. Dies betraf vor allem die Risikogruppe der Älteren, die oft Grundkrankheiten hätten.
Die Zunahme von Neuinfektionen mit Sars-CoV-2 sei mittlerweile außerhalb Chinas größer als im Ursprungsland. Das betreffe vor allem Südkorea und den Iran, sagte Wieler. In Europa hat Italien mit rund 3000 bestätigten Fällen bisher die größte Infektionswelle. Weltweit ist das neue Coronavirus nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation in 79 Ländern registriert. Unter den rund 95.400 registrierten Fällen gab es demnach bisher 3285 erfasste Todesfälle, darunter vor allem ältere Menschen.
45 Prozent der Bürger waschen sich häufiger die Hände
Zumindest in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt, wo bislang nur einzelne oder gar keine Coronavirusfälle auftraten, bereitet die Epidemie den Menschen derzeit wenig Angst. Nach einer Umfrage des Mitteldeutschen Rundfunks machen sich etwa zwei Drittel von rund 12.000 Befragten keine großen Sorgen. Drei Viertel fürchten sich auch nicht vor einer möglichen Ansteckung. 71 Prozent waschen sich aber häufiger die Hände, 43 Prozent meiden Massenveranstaltungen.
Dem RTL/ntv-Trendbarometer von Ende Februar zufolge machen sich insgesamt 46 Prozent der Bundesbürger wegen des Coronavirus Sorgen. Das sind fast doppelt so viele wie noch Ende Januar (25 Prozent). Keine Sorgen machen sich 52 Prozent (Ende Januar: 74 Prozent). Frauen und ältere Menschen sind demnach häufiger als Männer und Jüngere besorgt.
Danach gefragt, ob sie ihr Verhalten nach Bekanntwerden der ersten Fälle in Deutschland geändert haben, geben 45 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass sie sich deswegen häufiger die Hände waschen. Jeder Vierte benutzt zum Schutz vor dem Erreger Desinfektionsmittel, 23 Prozent vermeiden Menschenansammlungen beziehungsweise den öffentlichen Nahverkehr. Lediglich vier Prozent haben sich nach eigenen Angaben einen Mundschutz besorgt.
Das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragte im Auftrag der Mediengruppe RTL am 27. und 28. Februar insgesamt 1006 Personen. Die statistische Fehlertoleranz liegt bei plus/minus drei Prozentpunkten.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa/AFP