Ohne Schule und Ärzte "Reichsbürger" halten entführte Kinder über Monate versteckt
27.06.2025, 19:45 Uhr Artikel anhören
Als Ermittler die Kinder in einem Auto in Begleitung Erwachsener erkannten, umstellten sie das betreffende Grundstück.
(Foto: picture alliance/dpa)
Seit 2023 fehlt von zwei Kindern jede Spur. Lange Zeit tappen die Behörden und Ämter im Dunkeln, wo sich die beiden aufhalten könnten. Jetzt finden Ermittler Anhaltspunkte in der "Reichsbürger"-Szene und greifen sofort zu.
Nach monatelanger Fahndung sind zwei vermisste Kinder gefunden worden. Der sieben Jahre alte Junge und das achtjährige Mädchen wurden auf einem Grundstück in Leipzig unversehrt aufgegriffen, wie das Landeskriminalamt (LKA) Sachsen mitteilte.
Der Mutter der beiden Kinder war 2023 das ihr allein zustehende elterliche Sorgerecht vorläufig entzogen und die Vormundschaft einem Verein übertragen worden. Da die Geschwister aber seitdem nicht zu finden waren, erstattete die Leipziger Stadtverwaltung Anzeige. Im Frühjahr 2025 übernahm die Soko Rex beim Landeskriminalamt Sachsen die polizeilichen Ermittlungen zum Tatvorwurf der Entziehung Minderjähriger.
Ermittler gehen davon aus, dass die Mutter und weitere Beteiligte die zwei Kinder "dem staatlichen Zugriff entzogen hatten", wie es in der Mitteilung hieß. Die Polizei sei so spät eingeschaltet worden, da die Beschlüsse des Familiengerichts sowie eine sogenannte Herausgabeanordnung aufgrund des unbekannten Aufenthaltsorts nicht zugestellt werden konnten.
Behörden rechnen die 45-Jährige und ihr nahestehende Menschen dem "Reichsbürger- bzw. Selbstverwaltermilieu" zu. Es habe der Verdacht bestanden, dass versucht worden sei, die Kinder dauerhaft der staatlichen Obhut sowie der medizinischen und schulischen Versorgung zu entziehen, hieß es weiter.
In den vergangenen Tagen verdichteten sich Hinweise auf den Aufenthaltsort der Familie. Als Ermittler am Donnerstag die Kinder in einem Fahrzeug in Begleitung Erwachsener erkannten, umstellten sie das betreffende Grundstück. Beide Kinder wurden angetroffen und anschließend in die Verantwortung des Jugendamtes der Stadt Leipzig übergeben. Es seien ferner diverse Gegenstände sichergestellt worden, "die als Beweismittel in Betracht kommen", wie es hieß. Die Ermittlungen dauern an.
Quelle: ntv.de, mpa/dpa