Plant Türkei die Auslieferung? Reporter spüren gesuchten Attila Hildmann auf
27.10.2022, 13:10 Uhr (aktualisiert)
Erst wird er als veganer Kochbuchautor bekannt, dann als Verschwörungsideologe, heute fahndet die Justiz nach Attila Hildmann. Das Magazin "Stern" macht den glühenden Antisemiten nun in der Türkei ausfindig. Von dort aus soll er eine rechtsextreme Telegram-Gruppe leiten, in der er sich mit Adolf Hitler vergleicht.
Das Magazin "Stern" hat den wegen Volksverhetzung gesuchten Verschwörungsideologen Attila Hildmann in der Türkei ausfindig gemacht. Wie das Magazin berichtet, halte Hildmann sich in der Stadt Kartepe, etwa eineinhalb Auto-Stunden südöstlich von Istanbul, versteckt. Der als veganer Koch bekannt gewordene Hildmann wird per internationalem Haftbefehl gesucht.
Laut "Stern" wohnt Hildmann seit Sommer dieses Jahres in Kartepe, alleine mit zwei Huskys und drei Katzen. Demnach lebte er zuvor seit Herbst 2021 in dem Küstenort Gömec in der Provinz Balikesir. Hildmann war während der Corona-Krise als Verschwörungsideologe in Erscheinung getreten. Ihm werden von der deutschen Justiz unter anderem Volksverhetzung und die öffentliche Aufforderung zu Straftaten vorgeworfen.
Der "Stern" recherchierte eigenen Angaben zufolge seit Mai 2022 zu Hildmanns Aufenthaltsort. Dabei begleitete das Magazin zeitweise eine Gruppe von Hobbydetektiven, die Hildmann schon länger auf der Spur waren. Ein Mitglied der selbsternannten Hildbusters, Alexander Brehm, spürte ihn demnach gemeinsam mit "Stern"-Reportern in seinem Versteck auf. Brehm habe danach unverzüglich das deutsche Generalkonsulat in Istanbul informiert. Hildmann soll nun nach Deutschland ausgeliefert werden. Die Ermittler stünden dafür mit den türkischen Behörden in Kontakt, berichtet die "Berliner Zeitung".
Attila Hildmann betreibt private Nazi-Gruppe auf Telegram
Von seinem Versteck in der Türkei aus lenkt Hildmann laut "Stern" eine geschlossene private Unterstützergruppe auf dem Messengerdienst Telegram. Auf seinen öffentlich zugänglichen Telegram-Kanälen habe Hildmann demnach seit Juni 2022 für die exklusive private Unterstützergruppe geworben. Wer ihm Geld auf seine Konten spende oder seine Lebensmittel online bestelle, werde eingelassen. Das Magazin bestellte unter falschem Namen ein paar Hildmann-Lebensmittel.
Mitte August habe Hildmann dem "Stern" einen Einladungslink in seine private Gruppe mit dem Namen "Wolfsschanze" geschickt. So hatte die Wehrmacht ein "Führerhauptquartier" in Ostpreußen genannt. Später habe Hildmann den Gruppennamen mehrmals geändert.
In der Gruppe sammeln sich laut dem Magazin rund 200 zahlende Fans von Hildmann. Viele seien offenbar stramme Nazis, die sich über NPD-Aufmärsche austauschen, erzählen, dass sie beim Anblick von Juden einen "Würgereiz" bekämen und dass sie Verehrer Hitlers seien. Einige würden Hildmann als "mein Führer" anreden.
Hildmann hetze seine Anhänger auf: "Eines Tages müsst ihr euch verteidigen", so der 41-Jährige laut "Stern". Seine Unterstützer sollten sich für den Kampf vorbereiten sowie antisemitische Flugblätter in Deutschland verteilen. Vordrucke habe er ihnen kostenlos als Download zur Verfügung gestellt. Hildmann sieht sich offenbar als Nachfolger Adolf Hitlers, der den Kampf anführen will. "Es wird kein zweites 1945 geben unter meiner Führung", habe Hildmann geschrieben.
(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 26. Oktober 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mdi/AFP