Der beste Freund des BestattersRiesenschildkröte spaziert durch Tokio
In Tokio ist man einige Kuriositäten gewöhnt. Eine Schildkröte, die Gassi geht wie ein Hund, verdutzt dann doch. Bon-chan ist das Haustier eines Bestatters und bekommt täglich Auslauf. Sogar ein passender Mantel für kühle Tage hängt in seinem Schrank.
In den Straßen von Tokio sorgt ein ungewöhnliches Paar für Aufsehen: Die Riesenschildkröte Bon-chan und sein Herrchen, Leichenbestatter Hisao Mitani, sind in der Millionenmetropole zu einem echten Blickfang geworden. Täglich brechen die beiden zu ihrem Spaziergang im Schneckentempo auf und ziehen alle Blicke auf sich. Im Stadtteil Tsukishima drängen sich vom Kind zum Greis alle um die einen Meter große und 70 Kilogramm schwere Spornschildkröte, einer afrikanischen Landschildkröte.
An kühleren Tagen kleidet Mitani sein Haustier sogar in einen passenden Mantel. "Meine Frau hat sich in ihn verliebt, als sie ihn in einer Tierhandlung sah, also brachte sie ihn mit", sagte Mitani über sein ungewöhnliches Haustier. Das sei aber 20 Jahre her, damals sei Bon-chan weniger als zehn Zentimeter groß gewesen. "Irgendwie wusste ich, dass er eine gewisse Größe erreichen würde, aber ich dachte nicht, dass er so groß wird", so Mitani, der in Tsukishima sein Beerdigungsunternehmen betreibt.
Bon-chan lebt in einem Stall in Mitanis Bestattungsinstitut, wo er die Kunden begrüßt. "Einige Leute sagen, es sei absurd, so eine große Schildkröte am Eingang eines Beerdigungsunternehmens zu halten", sagte Mitani. Aber selbst in ihrer Trauer könne Bon-chan den Menschen ein Lächeln abringen. Schildkröten gelten in Japan als Symbol für Langlebigkeit. Einem örtlichen Mythos zufolge können sie 10.000 Jahre alt werden. Leichenbestatter Mitani ist in seiner Gegend bereits als "unsterblicher Schildkrötenmann" bekannt.
Spornschildkröten sind die drittgrößte Schildkrötenart der Welt und leben vorzugsweise an Land. In der Natur kommt die Art in Zentralafrika vor und bevorzugt eine vegetarische Ernährung. Sie gräbt Höhlen in den Sand, die sie anschließend alleine oder in einer Gemeinschaft mit anderen Tieren bewohnt.