Panorama

Alle 49 Insassen tot Russisches Passagierflugzeug abgestürzt

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Die Trümmer sind schon gefunden: Im Osten Russlands kommt es zu einem Unglück mit einem Passagierflugzeug. Der Absturz ereignet sich nahe der Stadt Tynda an der Grenze zu China. Die Staatsanwaltschaft leitet ein Verfahren ein.

Beim Absturz eines Passagierflugzeugs im Osten Russlands sind nach Einschätzung der Behörden fast 50 Menschen ums Leben gekommen. Das Wrack liegt mitten in der Taiga, 15 bis 16 Kilometer von der Kleinstadt Tynda entfernt. Die An-24 war von der Großstadt Chabarowsk kommend nach einem Zwischenstopp in Blagoweschtschensk auf dem Landeanflug dorthin, als sie von den Radaren verschwand. Die von Mooren und Wäldern bedeckte Landschaft unweit der Grenze zu China erschwert die Suche.

Der Kontakt zu dem Flugzeug war gegen 13 Uhr Ortszeit abgebrochen, wie die für den Fernen Osten Russlands zuständige Verkehrsstaatsanwaltschaft auf Telegram mitteilte. Die Maschine verunglückte demnach im Landeanflug auf Tynda.

Eines der ältesten betriebenen Passagierflugzeuge

Die An-24 ist eines der ältesten noch betriebenen Passagierflugzeuge der Welt. Die Serienproduktion begann 1962. 1979 stellte die Sowjetunion die Produktion ein. In der Zeit gingen mehr als 1.300 Antonow-Maschinen in den Dienst. In Betrieb sind wohl noch knapp 60 An-24, die meisten davon in Russland, daneben gibt es in Kasachstan, Nordkorea und der Ukraine vereinzelte Exemplare.

Die Probleme für Russlands Luftfahrtbranche haben in den letzten Jahren zugenommen. Nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine haben westliche Länder sektorale Sanktionen erlassen. Die Lieferung von Flugzeugen und Ersatzteilen an Russland ist verboten. Das trifft die Branche schwer und hat zu Erscheinungen von "Kannibalismus" geführt: Ältere, ausgemusterte Maschinen werden ausgeschlachtet, um die noch flugfähigen Geräte mit Ersatzteilen zu versorgen.

In Russland werden die An-24 von kleineren Regionalfluggesellschaften betrieben. Die sind in der Regel knapp bei Kasse und können sich modernere Flieger nicht leisten. Das gilt auch für die Airline Angara, die nun nach dem Absturz im Fokus steht. Die Unglücksmaschine selbst soll fast 50 Jahre alt gewesen sein. Obwohl sie offiziell für flugtauglich erklärt und mit einer Lizenz bis 2036 ausgestattet war, mehrten sich in den letzten Jahren die Warnzeichen.

Vier Vorfälle seit 2018

Seit 2018 hat die russische Flugaufsichtsbehörde Rosawijazija so offiziell vier sicherheitsrelevante Vorfälle mit dem Flugzeug festgestellt. In dem Jahr rutschte die An-24 in der sibirischen Großstadt Irkutsk nahe dem Baikalsee über die Rollbahn hinaus und stieß gegen einen Lichtmast. Dabei wurde die linke Tragfläche beschädigt. Menschen kamen aber nicht zu Schaden.

2022 gab es während eines Flugs eine gefährliche Annäherung an eine andere Maschine im Luftraum. Im selben Jahr musste die An-24 kurz nach dem Start umkehren, weil der Generator versagte. Im März 2025 wiederum bat die Crew kurz nach dem Start um die Rückkehrerlaubnis, weil eine Funkanlage an Bord ausgefallen war.

Dass die Maschine vor dem Absturz technische Probleme hatte, bestreiten die zuständigen Behörden vor Ort. Bei einer technischen Überprüfung vor dem Start seien keine Auffälligkeiten festgestellt worden. Auch habe die Crew während des Flugs nicht über Probleme berichtet, heißt es.

Boulevardzeitung heizt Spekulationen an

Die russische Boulevardzeitung "Komsomolskaja Prawda" schrieb hingegen unter Berufung auf den Bruder eines Bordmechanikers, dass es technische Probleme gegeben habe. "Sie haben die irgendwie gelöst". Dann sei der Flug wegen Wetterkapriolen verzögert worden. "Zwei Stunden später sind sie losgeflogen."

Die Freundin des Bordmechanikers allerdings widersprach dieser Darstellung. "Er hat geschrieben, dass ein anderes Flugzeug Defekte hatte, nicht seins. Über seins hat er nichts geschrieben, alles wie normal", zitierte das Blatt die junge Frau.

Menschliches Versagen oder technische Panne

Die Behörden leiteten bereits ein Strafverfahren gegen die Fluggesellschaft wegen Verstoßes gegen die Sicherheitsbestimmungen ein. Der Zivilschutz nannte als wahrscheinlichste Unglücksursache menschliches Versagen. Die Piloten hätten bei schlechtem Wetter wohl die Höhe falsch eingeschätzt und eine Baumkrone gestreift.

Das Ermittlungskomitee betonte derweil, beide Versionen zu untersuchen. Neben menschlichem Versagen werde auch untersucht, ob technische Fehler zu der Katastrophe führten.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP

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