Panorama

S-Bahn-Unfall bei MünchenSicherungstechnik soll Zug gebremst haben

16.02.2022, 11:45 Uhr
Video poster

Auf einer Bahnstrecke bei München kollidieren zwei Züge miteinander: 18 Menschen werden verletzt, ein Fahrgast stirbt. Wie es zu dem Unfall kommen konnte, ist noch unklar. Ein technisches Problem wird derzeit ausgeschlossen, erklärt Bayerns Innenminister Herrmann.

Am Tag nach dem schweren S-Bahn-Unfall bei München beschäftigt die Ermittler vor allem eine Frage: Wie konnte es zu dem Crash kommen? Die Unfallstrecke ist nach Angaben aus Bahnkreisen mit einer elektronischen Sicherung ausgestattet. Die Technik überwache den Zugverkehr und könne Züge im Notfall automatisch bremsen, hieß es aus Bahnkreisen.

Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" verfügte die eingleisige Strecke, auf der am Montag die zwei S-Bahnen zusammenstießen, über ein Sicherungssystem der Punktförmigen Zugbeeinflussung (PZB). Das System habe in der Unfallsituation angeschlagen und mindestens einen Zug gebremst. Die Fahrtenschreiber beider Triebwagen sind inzwischen sichergestellt worden. Zudem seien bereits mehrere Menschen von der Polizei zum Hergang des Unfalls vernommen worden, sagte ein Sprecher.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sagte der "Bild"-Zeitung: "Ein technisches Problem wird derzeit ausgeschlossen." Es werde jetzt überprüft, inwieweit menschliches Versagen infrage komme. Die Deutsche Bahn teilte mit, die Untersuchungen liefen. Sie unterstütze die Ermittlungsarbeiten der zuständigen Behörden. Bei dem Zusammenstoß nahe dem Bahnhof Ebenhausen-Schäftlarn war ein Fahrgast ums Leben gekommen, 18 Menschen wurden verletzt.

Ministerpräsident Markus Söder sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. "Wir trauern als Staatsregierung und ich ganz persönlich mit den Angehörigen", sagte Söder nach einer Sitzung seines Kabinetts in München. Er hoffe und bete für eine baldige Genesung der Verletzten. Söder dankte auch den rund 800 haupt- und ehrenamtlichen Helfern. Die Beteiligung vieler Freiwilliger zeige, dass Solidarität in Bayern großgeschrieben werde.

Die zwei S-Bahnen waren am Montagnachmittag nahe dem Bahnhof Schäftlarn auf einer eingleisigen Strecke kollidiert. Binnen kürzester Zeit lief ein Großeinsatz von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten. Bei dem Toten handelte es sich um einen 24-jährigen Afghanen, teilte ein Polizeisprecher mit. 18 Menschen wurden bei dem Unfall verletzt, 5 von ihnen schwer. Die 13 weiteren erlitten mittelschwere Verletzungen. Zudem seien 25 Personen ambulant versorgt worden. Insgesamt hatten sich 95 Menschen in den Zügen befunden. Einige konnten sich selbst aus den Waggons befreien, anderen halfen die Retter heraus.

Bahn immer wieder kritisiert

Die Gleise liegen erhöht auf einem Bahndamm, was die Rettungsarbeiten und die Bergung der verkeilten Züge erschwerte. Bis in die Nacht hinein waren die Einsatzkräfte vor Ort. Insgesamt waren etwa 680 Angehörige von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten und Technischem Hilfswerk beteiligt. Die Staatsanwaltschaft München I leitet laut Polizeisprecher die Ermittlungen zur Unfallursache. Gutachter sollen ihre Arbeit unterstützen.

Die Bahn war in der Vergangenheit immer wieder dafür kritisiert worden, dass vor allem Nebenstrecken nicht mit der neuesten Sicherungstechnik ausgestattet worden waren. Bei dem Unfall war zunächst auch die Frage nach technischen Schwachstellen auf der Strecke aufgeworfen worden.

Quelle: ntv.de, can/dpa/AFP

UnglückeMünchenTodesfälleDeutsche BahnFeuerwehr