Panorama

Erstmals seit zehn Jahren Sachsen-Anhalt öffnet das Pretziener Wehr

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Das Pretziener Wehr - hier 2021 - schützt die Region bereits seit 1875 vor Hochwasser.

Das Pretziener Wehr - hier 2021 - schützt die Region bereits seit 1875 vor Hochwasser.

(Foto: picture alliance/dpa)

Seit 1875 schützt das Pretziener Wehr die Region Magdeburg vor dem Hochwasser der Elbe. Insgesamt 64 Mal wurde es seitdem eingesetzt - morgen ist es erneut so weit: 324 schwere Schützentafeln werden hochgezogen, damit die Wassermassen abfließen können.

Um Magdeburg und umliegende Gemeinden vor Überflutungen der Elbe zu schützen, wird das Pretziener Wehr gezogen. Mit der Öffnung werde am Donnerstag gegen 10 Uhr begonnen, teilt der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft in Magdeburg mit. Damit kommt die wichtige Hochwasserschutzanlage erstmals seit zehn Jahren wieder zum Einsatz.

Das Pretziener Wehr heute bei Sonnenaufgang - morgen soll es geöffnet werden.

Das Pretziener Wehr heute bei Sonnenaufgang - morgen soll es geöffnet werden.

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)

Das Pretziener Wehr wurde 1875 erbaut. Es besteht aus 324 sogenannten Schützentafeln von jeweils 100 Kilogramm Gewicht, die bei Bedarf geöffnet werden können: Dies sorgt dafür, dass etwa ein Drittel des Elbwassers in einen 21 Kilometer langen Kanal um Magdeburg und Schönebeck herumgeleitet wird, ehe es wieder in den Fluss fließt. Seit Inbetriebnahme wurde das Wehr insgesamt 64 Mal geöffnet.

Warten auf die Schneeschmelze

Auch flussaufwärts steigt der Pegel weiter an. Bei Dresden nähert sich das Elbhochwasser weiter der zweithöchsten Alarmstufe drei. Vermutlich wird der dafür maßgebende Pegelstand von sechs Metern am Nachmittag erreicht. Am Morgen wurden in Dresden 5,86 Meter gemessen, wie das Landeshochwasserzentrum in Dresden mitteilte. Vorsichtshalber hat die Stadt Alarmstufe drei bereits am Dienstagabend ausgerufen.

Ursprünglich war erwartet worden, dass die Sechs-Meter-Marke schon am Morgen erreicht werden würde. Es verzögere sich etwas, sagte die Sprecherin des Landeshochwasserzentrums, Karin Bernhardt. Der Anstieg des Wasserstandes sei von der Schneeschmelze im Riesengebirge abhängig. In Schöna an der tschechischen Grenze liege der Pegelstand bereits bei 6,28 Metern. Laut Hochwasserzentrale gelten für alle Flüsse in Sachsen mit Ausnahme der Oberen Weißen Elster Hochwasserwarnstufen. Für die Zuflüsse der Oberen Elbe wird damit gerechnet, dass die Warnung im Laufe des Tages aufgehoben werden kann.

"Keine weiteren Evakuierungen notwendig"

Auch andernorts scheint sich die Lage zu entspannen: Der sachsen-anhaltinische Landkreis Mansfeld-Südharz teilte mit, dass keine deutliche Verschärfung der Hochwassersituation an der Helme mehr erwartet wird. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist davon auszugehen, dass keine Ortslagen überflutet werden und damit auch keine weiteren Evakuierungen notwendig werden", teilte der Landkreis am Vormittag mit.

Nach aktuellen Informationen des Landesamtes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) sei die Kapazitätsgrenze des Stausees Kelbra in der Nacht erreicht worden. Da der Zufluss in den Stausee rückläufig sei, werde im Laufe des Mittwochs ein moderater Anstieg des Wasserstandes der Helme erwartet. Die höchste Alarmstufe vier bleibe bestehen. Die Deichwachen von Freiwilliger Feuerwehr und LHW seien weiter im Einsatz. Für die kommenden Tage würden weiter hohe Wasserstände erwartet. Feuerwehren und Verwaltungen beobachteten die Lage, um gegebenenfalls weitere Vorbereitungen und Maßnahmen einzuleiten.

Thüringen, Niedersachsen, Hessen

Mit sinkenden Pegelständen hat sich die Hochwasserlage auch in Thüringen deutlich entspannt. Das geht aus einem Lagebericht des Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz hervor. Die Pegelstände fielen allerorts, heißt es darin. Im überfluteten Windehausen in Nordthüringen berät ein Krisenstab, wie es in dem Ort weitergeht. Vor allem gehe es um die Frage, ob und wann die Menschen wieder in ihre Häuser könnten, sagte ein Sprecher. Windehausen im Landkreis Nordhausen wurde am ersten Weihnachtsfeiertag weitgehend geräumt, die Bewohner wurden in Sicherheit gebracht. Nach Angaben des Sprechers gibt es in dem Ort nach wie vor keinen Strom.

In der niedersächsischen Stadt Rinteln an der Weser können Anwohner bereits zurück in ihre Häuser. Einsatzkräfte der Feuerwehr hätten die Straße in der Nacht zu Mittwoch gesichert und ein vom Land bereitgestelltes Hochwasserschutzsystem aufgebaut. Mehr als 100 Anwohner der betroffenen Straße waren am Dienstag evakuiert worden, weil ein Damm durchzuweichen drohte.

Auch in Hessen hat sich die Hochwasserlage abgemildert. "Mit einer allgemeinen Wetterberuhigung tritt heute allmählich auch eine leichte Entspannung der Hochwasserlage in Hessen ein", teilte das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) mit. Tendenziell sind demnach vielerorts fallende Wasserstände zu verzeichnen. Hohe Pegelstände weisen der Behörde zufolge momentan noch Werra und Weser auf. Sie sollen bei nur langsam fallender Tendenz auch in den nächsten Tagen noch auf hohem Niveau bleiben. Zum Jahreswechsel würden wieder größere Niederschläge erwartet, die erneut zu einem Anstieg der Wasserstände führen könnten, hieß es.

Quelle: ntv.de, chr/dpa

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