Wieder 19 Fischarten registriert Satellitendaten belegen rasantes Algenwachstum in Oder
01.09.2022, 16:19 Uhr
Eine rasant gewachsene giftige Algenart in der Oder könnte wesentlicher Faktor für das massenhafte Fischsterben sein.
(Foto: picture alliance/dpa)
Auch wenn die Frage nach dem Ursprung des Fischsterbens in der Oder noch nicht abschließend geklärt ist, verdichten sich die Hinweise, dass giftige Algen eine wichtige Rolle dabei spielen. Die haben sich bereits Anfang August in Polen sehr schnell ausgebreitet, wie Satellitendaten belegen.
Die genaue Ursache für das Fischsterben in der Oder ist nach Angaben des Brandenburger Umweltministeriums noch nicht abschließend geklärt. Bis Ende September soll der Abschlussbericht einer deutsch-polnischen Expertengruppe über die Ursachen vorliegen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein hoher Salzgehalt im Fluss ein wesentlicher Grund ist, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und einer giftigen Algenart.
Mit Blick auf die giftige Algenart gewann das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) weitere Erkenntnisse. Nach Angaben der Wissenschaftler hat sich das Ausbreiten einer massiven Algenblüte im Fluss bereits Anfang August auf der Höhe von Wroclaw (Polen) gezeigt. Auswertungen von Satellitendaten hätten vom 3. bis 4. August einen sprunghaften Anstieg der Chlorophyll-Konzentrationen im gesamten Flusslauf ergeben, wie das IGB weiter mitteilte. Diese gelten als Anzeiger für die Algenblüte. Auch vom 19. bis 20. Juli seien diese Werte erhöht gewesen.
Die Experten des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei sehen deutliche Anzeichen dafür, dass eine giftige Alge schuld am massenhaften Fischsterben ist. Das starke Wachstum der Alge, die eigentlich im Brackwasser gedeiht, gehe wiederum auf einen Salzeintrag in den Fluss zurück, hatte Forscher Tobias Goldhammer gesagt. Woher das Salz stammt, ist noch immer unklar.
Algenart erfasst gesamte Oder binnen weniger Tage
Ob die Algenblüten vom Juli und August in direktem Zusammenhang stehen, kann nach Angaben der Forscher noch nicht abschließend beurteilt werden. Deutlich erkennbar sei aber die sehr schnelle Ausbreitung der Blüte, die sich daran anschloss und die ab dem 10. August fast die gesamte Oder umfasste. In den darauffolgenden beiden Wochen gingen die Chlorophyll-Konzentrationen den Angaben zufolge wieder zurück. Erst Ende August erreichten sie wieder mittleres Niveau.
Nach dem massenhaften Fischsterben sind bei Beprobungen in einem Oderabschnitt in Brieskow-Finkenheerd bei Frankfurt (Oder) mittlerweile wieder 19 gesunde Fischarten nachgewiesen worden. Das sagte der Wissenschaftler am Institut für Binnenfischerei in Potsdam-Sacrow (IfB), Daniel Hühn. Dabei sei unter den über 1800 gefangenen Fischen vom Jungfisch bis zu mehrjährigen Fischen alles dabei gewesen.
Man bekomme allerdings bei der Stichprobe nur einen Bruchteil der Fische, die wirklich in der Oder sind, erklärte der Wissenschaftler. Sie seien mit Elektrofischerei gefangen worden, diese Methode beschränke sich auf Flachwasser und stehendes Wasser. Bei der ersten Beprobung am 19. August waren nach Angaben des Landesfischereiverbandes unter 550 gesunden Fischen 14 Arten entdeckt worden, darunter Barsche, kleine Zander, Hechte und Steinbeißer.
Quelle: ntv.de, als/dpa