Warten auf Antworten Umweltrat erwartet Ergebnisse zu Fischsterben
28.08.2022, 08:44 Uhr
Rund 200 Tonnen tote Fische wurden inzwischen an der Oder geborgen.
(Foto: dpa)
Das Fischsterben in der Oder erschreckt Deutsche und Polen gleichermaßen. Die Ursachensuche am Grenzfluss wird durch die Beteiligung von zwei Ländern nicht einfacher. Am Montag sollen neue Untersuchungsergebnisse vorgestellt werden.
Am Montag werden beim Deutsch-Polnischen Umweltrat erste Ergebnisse einer bilateralen Expertengruppe zum Oder-Fischsterben vorgestellt. Der Umweltrat werde über den aktuellen Sachstand informiert, teilte das Brandenburger Umweltministerium mit. Bundesumweltministerin Steffi Lemke trifft sich in Bad Saarow in Brandenburg mit ihrer polnischen Amtskollegin Anna Moskwa, dabei soll es auch um das Fischsterben und die Folgen gehen.
An dem Rat nehmen auch die Länder Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern teil. Brandenburg wolle sich mit Lemke und Mecklenburg-Vorpommern für eine weitere konstruktive Zusammenarbeit bei der Aufarbeitung einsetzen, kündigte das Potsdamer Umweltministerium an. Mit Polen solle darüber gesprochen werden, wie der ökologische Zustand der Oder wiederhergestellt werden könne. Auch soll über Lösungen diskutiert werden, wie ein solches Fischsterben und ökologische Schädigungen künftig besser verhindert werden können. Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel will seine Ablehnung des polnischen Beschlusses zum Ausbau der Oder bekräftigen. Das Ministerium und Umweltverbände hatten dagegen Widerspruch eingelegt.
In dem deutsch-polnischen Grenzfluss waren massenhaft tote Fische entdeckt worden. Die genaue Ursache für das Fischsterben ist bisher unklar. Experten gehen davon aus, dass ein hoher Salzgehalt im Fluss ein wesentlicher Grund für die Umweltkatastrophe ist, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und einer giftigen Algenart.
Störansiedlung verzögert sich
Durch die Katastrophe hat auch das Wiederansiedlungsprojekt für den Baltischen Stör einen herben Rückschlag erlitten. "Es ist aber kein Totalausfall, denn Störe sind mit bis zu 100 Jahren eine sehr langlebige Fischart, die auch einmal schlechte Umweltbedingungen übersteht", sagte Jörn Geßner vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin.
Seit Projektstart sind 3,5 Millionen Mini-Störe aufgezogen und anschließend in die Oder ausgesetzt worden. Die dann etwa 20 Zentimeter großen Tiere wandern zur Flussmündung, dem Oderhaff, wachsen dort noch zwei Jahre weiter auf, bis sie in die Ostsee schwimmen. Mit Geschlechtsreife nach 15 bis 20 Jahren sollen sie zum Laichen in die Oder zurückkehren. Geßner geht davon aus, dass die Störe tatsächlich zurückkehren, sobald sich der Fluss regeneriert hat und die Tiere dort Nahrung und Laichplätze finden.
In einer Stör-Aufzuchtstation im brandenburgischen Friedrichsthal (Uckermark) im Nationalpark Unteres Odertal war ein Drittel der 20.000 Nachwuchstiere verendet, weil durch die Anlage kontaminiertes Oderwasser floss. Die restlichen, drei bis fünf Zentimeter großen Exemplare wurden bei einer Notrettung in Poldergewässer des Nationalparks ausgesetzt, die derzeit keine Verbindung zum Grenzfluss haben.
Der Nationalparkverwaltung zufolge waren beim Fischsterben in der Oder zudem etwa 30 bis zu 90 Zentimeter große tote Störe gefunden worden, vermutlich aufgezogene Jungtiere aus den Vorjahren. Bis zum Samstag vor einer Woche waren in Polen und Deutschland rund 200 Tonnen Fischkadaver eingesammelt worden.
Quelle: ntv.de, sba/dpa