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Hochwasser im Saarland Scholz: Haben große Naturkatastrophe zu bewältigen

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Häuser und Autos stehen unter Wasser. Die Menschen, die vom Hochwasser betroffen sind, stehen vor existenziellen Problemen. Der Bundeskanzler macht sich vor Ort ein Bild von der Lage. Konkrete Finanzhilfen stellt er nicht in Aussicht, spricht jedoch von einer "Praxis der Solidarität".

Bundeskanzler Olaf Scholz ist am Vormittag zu einem Besuch in den Hochwassergebieten im Saarland eingetroffen. Zunächst machte er sich gemeinsam mit der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger in dem Ort Kleinblittersdorf ein Bild von der Lage. Eine eigentlich mit Scholz und Rehlinger geplante Wahlkampfveranstaltung der SPD in Saarbrücken wurde abgesagt. Der Kanzler versicherte dem Saarland nach den Überschwemmungen die Solidarität des Bundes.

Es stehe nun die akute Hilfe im Vordergrund, sagte der SPD-Politiker in Kleinblittersdorf. Wenn die unmittelbare Not- und Gefahrenlage zurückgegangen sei, werde es darum gehen, dass man miteinander verabrede, was zu tun sei, um denjenigen, die in Not geraten seien, zu helfen. "Wir haben da eine gute Praxis der Solidarität", sagte der Kanzler. "Leider ist das ja hier nicht das erste Mal, dass wir eine große Naturkatastrophe zu bewältigen haben und deshalb werden wir natürlich schauen, was hier jetzt zu tun ist und was notwendig ist." Alle könnten sich darauf verlassen, "dass das im besten Sinne geschieht".

Scholz, der Gummistiefel trug, ging über eine überflutete Straße und sprach mit Betroffenen. Er hatte in Saarbrücken ursprünglich eine Dialogveranstaltung mit rund 400 Bürgern zur Europa- und Kommunalwahl am 9. Juni geplant. Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger sagte: "Es soll niemand im Regen stehen bei dieser schwierigen Lage." Die saarländische Landesregierung hatte bereits erste Schritte für finanzielle Hilfen nach den Überschwemmungen eingeleitet. Noch könne aber niemand konkrete Summen nennen.

Rehlinger sprach von der schwierigsten Lage seit dem Hochwasser vor mehr als 30 Jahren im Saarland, dem "Jahrhunderthochwasser". Am Freitagabend und in der Nacht hatte es im Saarland schwere Überschwemmungen durch Starkregen gegeben. Es müsse von massiven Schäden an der öffentlichen Infrastruktur sowie an privatem Eigentum ausgegangen werden, sagte Rehlinger dazu im Saarländischen Rundfunk.

Wasserpegel in Blieskastel steigt noch

In einigen Orten, beispielsweise im saarländischen Blieskastel, stieg der Hochwasserpegel auch am Vormittag weiter an, wie der Saarländische Rundfunk berichtete. Zahlreiche Helfer versuchen, eine Überschwemmung der Altstadt von Blieskastel zu verhindern.

Angespannt ist die Lage auch nach wie vor im rheinland-pfälzischen Kreis Trier-Saarburg, der besonders vom Hochwasser betroffen ist. Laut der Kreisverwaltung kam es an der Saar und Ruwer zu großflächigen Überschwemmungen. Am Morgen hieß es, dass weiterhin große Mengen Wasser aus der Riveristalsperre in die Ruwer fließen. Die Polizei in Saarbrücken erklärte am Morgen, dass sich die Lage etwas entspannt habe und die Pegelstände zumindest nicht mehr stiegen.

Strom ist vorsichtshalber abgeschaltet

In den Überschwemmungsgebieten wurde teilweise der Strom abgeschaltet, wie der Saarländische Rundfunk weiter meldet. Auch die Gasversorgung sei teilweise abgeschaltet worden. Betroffen ist demnach die Innenstadt von Neunkirchen, die Gemeinde Differten, sowie mehrere Straßenzüge in Saarbrücken und Kirkel. Es handelt sich dabei um eine Sicherheitsmaßnahme, da Wasser Strom leitet.

Bei dem Hochwasser sind nach bisherigen Kenntnissen keine Menschen ums Leben gekommen. Eine Person sei bei einer Evakuierungsaktion verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher in Saarbrücken. Ein Mensch sei ins Wasser gefallen und anschließend in ein Krankenhaus gebracht worden.

Die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr sowie Hilfsorganisationen sind Dauereinsatz. So registrierte das Lagezentrum der Polizei in Saarbrücken bislang mehr als 3000 Polizei- und Rettungseinsätze im Bundesland. Auf Videos waren zur Hälfte im Wasser stehende Autos, im Hochwasser feststeckende Wohnwagen und zahlreiche überflutete Straßen zu sehen. Gebäude wurden notdürftig mit Sandsäcken geschützt, teilweise stehen ganze Straßenzüge unter Wasser.

In saarländischen Ottweiler im Landkreis Neunkirchen und in Quierschied im Regionalverband Saarbrücken, wo sich die Hochwasserlage zwischenzeitlich zugespitzt hatte, gehe es nun ans Erkunden und Aufräumen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums.

Warnstufe Rot in deutsch-französischem Grenzgebiet

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Die starken Regenfälle bereiten nicht nur hierzulande Sorgen: Auch in der französischen Region Moselle in Lothringen herrscht weiterhin Alarmstufe Rot für Überschwemmungen. Der Wetterdienst Metéo France berichtete von "außergewöhnlichem Hochwasser" des Saar-Nebenflusses Nied und von "starkem Hochwasser" an mehreren Flüssen im Nordosten der Region an der Grenze zu Deutschland. Im Department Bas-Rhin rund um Straßburg herrscht demnach Warnstufe Orange, also die zweithöchste Stufe. "Das Äquivalent von mehr als einem Monatsregen ist in weniger als 24 Stunden gefallen", erklärte die Präfektur am Freitagabend und sprach von einer "beeindruckenden, aber nicht dramatischen" Situation, in der "keine Toten oder Verletzten" zu beklagen seien.

Der Hochwasserdienst Vigicrues teilte mit, dass die "bemerkenswerte Regenperiode" in den Departements Moselle, Meurthe-et-Moselle und Bas-Rhin zwar vorbei sei. "Dennoch werden die Pegel an den meisten Flüssen in diesem Gebiet weiter ansteigen."

Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP

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