Panorama

Reaktionen auf Tod von Ex-Papst Scholz und auch Putin würdigen Benedikt XVI.

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Ein Deutscher als Papst - gleichzeitig war Benedikt XVI. nicht unumstritten.

(Foto: picture alliance / abaca)

Nach dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. hebt Bundeskanzler Scholz dessen Rolle als "prägende Figur" und "streitbare Persönlichkeit" hervor. CSU-Chef Söder sieht in ihm sogar einen der einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts. Ein Überblick über die ersten Reaktionen.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat zum Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. dessen Bedeutung für Deutschland hervorgehoben. "Als 'deutscher' Papst war Benedikt XVI. für viele nicht nur hierzulande ein besonderer Kirchenführer", erklärte der SPD-Politiker auf Twitter. "Die Welt verliert eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Benedikt XVI. als Mittler zwischen den Religionen. "Die Einheit der Christenheit und der Dialog der Religionen, das Miteinander von Religion und Gesellschaft lagen ihm besonders am Herzen. Er suchte das Gespräch mit Juden und Muslimen sowie allen christlichen Konfessionen weltweit", schrieb Steinmeier.

Schon im Wirken des Professors Joseph Ratzinger habe sich hohe theologische und philosophische Bildung mit verständlicher Sprache verbunden. "Deswegen fanden viele Menschen, nicht nur Katholiken, in seinen Schriften und Ansprachen klare Orientierung. Er hat sich dem Suchen und Fragen der Menschen gestellt", so der Bundespräsident.

Auch Bundesratspräsident Peter Tschentscher nannte Benedikt XVI. einen der bedeutendsten Theologen seiner Zeit. Er habe die Traditionen der katholischen Kirche aus großer Überzeugung vertreten und zugleich den Dialog mit Vertretern der evangelischen Kirche, des Judentums und des Islam geführt, erklärte Hamburgers Bürgermeister. "Wie seine Wahl zum ersten deutschen Papst der Neuzeit und sein Rückzug aus den offiziellen Ämtern 2013 bewegt auch sein Tod die Gläubigen in Deutschland und seiner bayrischen Heimat in besonderer Weise."

Merz: "Verneigen uns in Trauer und Dankbarkeit"

Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Friedrich Merz, reagierte mit großer Bestürzung auf den Tod des früheren Patriarchen. Die CDU und die Unionsfraktion trauerten um das langjährige Oberhaupt der katholischen Kirche, teilte Merz mit. Er erklärte: "Papst Benedikt hat vor allem in seinem Heimatland Deutschland eine neue Hinwendung zur katholischen Kirche über alle Generationen hinweg auslösen können. Wir verneigen uns in Trauer und Dankbarkeit vor dem Lebenswerk des Heiligen Vaters Papst Benedikt XVI."

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder würdigte Benedikt XVI. als "überzeugungsstarken Repräsentanten der katholischen Kirche" gewürdigt. "Der Tod von Benedikt XVI. berührt mich genau wie viele Menschen in Bayern und aller Welt sehr", sagte der CSU-Chef. Mit ihm verliere die Gesellschaft einen der einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts.

"In bewegten und herausfordernden Zeiten war er das religiöse Oberhaupt der katholischen Gläubigen", sagte Söder. "Viele Menschen in seiner Heimat werden ihn nicht nur als Papst Benedikt XVI., sondern auch als bescheidenen Seelsorger in dankbarer Erinnerung behalten. Er gab vielen Menschen Kraft und Orientierung." Zugleich habe sich Benedikt XVI. auch der Verantwortung für schwierige Phasen in seinem Wirken stellen müssen.

Lindner: "Eine geschichtsträchtige Persönlichkeit"

Auch Bundesfinanzminister Christian Lindner hob nach dem Tod des emeritierten Papstes dessen Leistungen hervor. "Der erste deutsche Papst seit 482 Jahren ist heute verstorben", schrieb der FDP-Vorsitzende auf Twitter. Und: "Benedikt XVI war eine geschichtsträchtige Persönlichkeit und ein nicht unumstrittener Intellektueller. Heute aber gedenken wir ihm als Menschen."

Der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert würdigte die "herausragende Bedeutung" des Theologen Benedikt XVI. Ihm seien zwei Ereignisse in Deutschland in Erinnerung geblieben: "Sein großer, brillanter Disput mit Jürgen Habermas aus dem Jahr 2004 in der Katholischen Akademie München über Glauben und Vernunft als prägende Merkmale der westlichen Kultur und seine denkwürdige Rede im Deutschen Bundestag am 22. September 2011 im Rahmen seines offiziellen Deutschlandbesuches", sagte Lammert. Beides seien Dokumente einer seltenen Verbindung intellektueller Brillanz und persönlicher Bescheidenheit. Benedikt hatte auf einer Deutschland-Reise 2011 als erster Papst im Bundestag gesprochen.

Der Erzbischof von München und Freising, Bischof Kardinal Reinhard Marx, betrauert den Tod des emertierten Papstes Benedikt XVI. "Mit großer Trauer haben wir die Nachricht erhalten, dass Papst em. Benedikt XVI. heute gestorben ist", erklärte der Kardinal. Joseph Ratzinger "war ein großer Papst, der sein Hirtenamt stets mit Freimut und starkem Glauben ausübte".

Ausland würdigt deutschen Papst

Auch das Ausland würdigt den verstorbenen Ex-Pontifex: Der russische Präsident Wladimir Putin bezeichnete Benedikt XVI. als "Verteidiger traditioneller christlicher Werte". In seinem Kondolenzschreiben würdigt er den früheren Papst zudem als "herausragende religiöse und staatliche Persönlichkeit".

Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bezeichnete Benedikt XVI. als "Gigant des Glaubens und der Vernunft". Sie nannte den Deutschen "einen Mann aus Liebe zum Herrn, der sein Leben in den Dienst der Weltkirche gestellt hat und mit der geistigen, kulturellen und intellektuellen Tiefe seines Lehramtes zu den Herzen und Köpfen der Menschen gesprochen hat und weiterhin sprechen wird". "Ein Christ, ein Pastor, ein Theologe: ein großer Mann, den die Geschichte nicht vergessen wird", schrieb sie in einer Mitteilung.

"Meine Gedanken sind bei den Katholiken in Frankreich und der ganzen Welt, die um Seine Heiligkeit Benedikt XVI. trauern", sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Der Verstorbene habe sich "mit Seele und Verstand für eine brüderlichere Welt eingesetzt".

Irlands Präsident Michael D. Higgins würdigte das Engagement des verstorbenen, emeritierten Papsts für den Frieden. "In dieser Zeit der Rückkehr des Kriegs auf unserem Kontinent und in so vielen Teilen der Welt, erinnern wir uns an seine einenden Bemühungen, einen gemeinsamen Weg zur Förderung von Frieden und gutem Willen auf der ganzen Welt zu finden", sagte Higgins einer Mitteilung zufolge. Er hob dabei das unerschütterliche Interesse" Benedikts XVI. am Frieden in Nordirland hervor.

Polens Präsident: "Wegweiser durch trügerische Straßen"

Polens Präsident Andrzej Duda schrieb auf Twitter, die Welt habe "einen der außerordentlichsten Theologen des 20. und 21. Jahrhunderts" verloren. Mit seinem Leben, seinem Werk und seinem pastoralen Dienst habe er wie ein Wegweiser durch die verwundenen und trügerischen Straßen der Gegenwart gewirkt. Der als Joseph Ratzinger geborene frühere Kirchenführer starb nach langer Krankheit im Alter von 95 Jahren.

Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki beschrieb den Verstorbenen als einen "großen katholischen Denker, eine geistliche Autorität und einen - wenngleich bescheidenen - Menschen außergewöhnlichen Formats". Ratzinger habe als langjähriger Vorsitzender der Glaubenskongregation eng mit dem aus Polen stammenden Papst Johannes Paul II. zusammengearbeitet. "Vielleicht hatte er deshalb ein besonderes Verhältnis zu unserem Land", sagte Morawiecki der Agentur PAP zufolge.

Nach Angaben eines Vatikansprechers war der aus Bayern stammende Benedikt XVI. am Samstag um 09.34 in einer Residenz im früheren Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten gestorben. Er war im Februar 2013 in einem höchst ungewöhnlichen Schritt aus gesundheitlichen Gründen vom Amt des Papstes zurückgetreten. Mit seinem Amtsverzicht schrieb er Kirchengeschichte: Benedikt war der erste Papst seit 1415, der das Amt als Oberhaupt der katholischen Kirche abgab.

Vor einigen Tagen hatte sich sein Gesundheitszustand stark verschlechtert. Am Mittwoch hatte Papst Franziskus um Gebete für seinen "sehr kranken" Vorgänger gebeten. "Meine Gedanken sind bei Papst Franziskus", schrieb nun Bundeskanzler Scholz.

Quelle: ntv.de, chr/kst/dpa/AFP

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