Viele Bewohner flüchten Schweizer Dorf droht zu verschwinden
24.10.2025, 08:08 Uhr Artikel anhören
Ein Blick über Brienz-Brinzauls.
(Foto: picture alliance/dpa/KEYSTONE)
Die meisten Bewohner von Brienz ziehen seit Mai 2023 um und kommen nicht mehr zurück. Erdrutsche bedrohen den ganzen Ort. Nur wenige Menschen leben noch immer in dem Dorf. Sie bekommen jetzt ein lukratives Angebot unterbreitet, um es sich doch noch einmal zu überlegen.
Das von einem Erdrutsch bedrohte Dörfchen Brienz im Schweizer Kanton Graubünden droht auszusterben. Es dürften dort bald weniger als 30 Einwohner gemeldet sein; vor einem Jahr waren es noch 90, berichtet der Sprecher der Gemeinde Albula, zu der Brienz gehört.
Das Dörfchen war im vergangenen November zum zweiten Mal geräumt worden, nachdem die Einwohner nach einer ersten Evakuierung im Mai 2023 noch zurückkehren konnten. 2023 hatte sich die Rutschung am Hang erstmals so beschleunigt, dass im Mai alle das Dorf verlassen mussten. Mitte Juni stürzten nun rund 1,2 Millionen Kubikmeter Felsmassen in der Nacht abwärts. Wie durch ein Wunder verfehlte der Schuttstrom das Dorf nur knapp und blieb teils meterhoch dahinter liegen.
Nach Angaben des Gemeindesprechers seien zwei Einwohner seitdem verstorben, 28 hätten sich nach einem definitiven Umzug bereits abgemeldet. Andere harrten zunächst in Übergangswohnungen überwiegend in der Nachbarschaft aus. Auf das Angebot einer "präventiven Umsiedlung" seien nun aber 35 weitere Einwohner eingegangen, so der Sprecher. Auch viele Zweitwohnungs- und Ferienhausbesitzer hätten sich dafür angemeldet. Die Behörden übernähmen nach Angaben des Sprechers 90 Prozent der Kosten, etwa für einen Neubau.
Ganz anders ist die Lage im Dorf Blatten im Lötschental im Kanton Wallis. Die Heimat von rund 300 Personen war Ende Mai durch einen gewaltigen Felssturz und Gletscherabbruch fast vollständig verschüttet worden. Die meisten Einwohner leben in der Nähe in temporären Unterkünften und wollen ihr Dorf gemeinsam wieder aufbauen. Im September versammelten sich nahe des zerstörten Gemeindehauses viele für einen symbolischen Spatenstich, der den Aufbau eines neuen Dorfes einläutete.
Quelle: ntv.de, mbr/dpa