"Comeback des Sommerwetters" So geht es nach den Unwettern weiter
22.06.2023, 12:22 Uhr Artikel anhören
Gebietsweise sind Regenmengen von 50 Litern pro Quadratmeter und mehr innerhalb kurzer Zeit denkbar.
(Foto: picture alliance/dpa/EUROPA PRESS)
Mit lautem Getöse neigt sich die erste Hitzewelle des Jahres dem Ende entgegen: Deutschlandweit kommt es zum Wochenende zu Gewittern und Starkregen. Wo es besonders nass wird und Tornados drohen, erklärt ntv-Meteorologe Björn Alexander und verrät erste Details zum langfristigen Sommertrend.
Schwere Unwetter könnten kommen - wie ist die aktuelle Lage?
Wir bewegen uns auf dem Höhepunkt der Hitze- und Unwetterentwicklung. Auslöser ist ein explosives Luftmassen-Gemisch, das seinen Ursprung einerseits im Norden Afrikas hat. Mit reichlich Mittelmeerfeuchte angereichert ist die Saharaluft bei uns angekommen und bringt auf der Vorderseite von Tief "Lambert" Spitzen um die 35 Grad. Andererseits folgt auf der Rückseite des kleinen, aber intensiven Unwettertiefs frischere Luft.
Worauf müssen wir uns einstellen?
Ab dem Nachmittag drohen von Westen her heftige Gewitter, die in der Nacht auch den Osten und Südosten erreichen. Hierbei nimmt die Unwettergefahr ab dem späteren Nachmittag und dem Abend deutlich zu. Neben Starkregen mit Überflutungsgefahr drohen mittlerer bis großer Hagel, und Sturm- bis Orkanböen. Selbst einzelne Tornados sind nicht auszuschließen.
Lässt sich ein Fahrplan aufstellen?
Los geht es zuerst vom Saarland über NRW bis ins südliche Niedersachsen. Bis etwa 21 Uhr erreichen die Schauer und Gewitter voraussichtlich eine Linie vom Emsland und der Lüneburger Heide bis herunter ins Allgäu. Anschließend zieht das Ganze weiter Richtung Bayern, Thüringen, Brandenburg und Sachsen. Gleichzeitig kringelt sich das Unwettertief über Deutschland ein, was erneut intensiven Regen im Westen und Nordwesten bringt.
Wie viel Regen ist kurzfristig zu erwarten?
Das bewerten die Wettermodelle noch sehr unterschiedlich. Vom Energiegehalt der Luftmasse sind bei Gewittern grundsätzlich Regenmengen von 50 Litern pro Quadratmeter und mehr innerhalb kurzer Zeit denkbar. Durch die zum Teil sehr ausgetrockneten Oberböden verstärkt sich die Überflutungsgefahr nochmals deutlich.
Welche Summen können dabei insgesamt zusammen kommen?
Wenn wir auf die Prognosen der Regensummen bis Freitagmittag schauen, dann sind im am stärksten betroffenen Beritt vom nördlichen Niederrhein und dem Ruhrgebiet bis ins Münsterland weiter ostwärts sogar 150 Liter je Quadratmeter und mehr möglich. Zum Vergleich: Das entspricht beispielsweise etwa einem Drittel des Jahresniederschlages von Magdeburg.
Wird es anschließend wenigstens ruhiger?
Auf jeden Fall wird es deutlich weniger explosiv weitergehen. So fällt im Osten und Südosten am Freitag zwar teils noch kräftiger Regen, Blitz und Donner sind aber nur noch vereinzelt mit dabei. Ansonsten ist es trocken und zeitweise sonnig. Dazu ist die Hitzewelle überall vorbei, mit Höchstwerten zwischen 18 und 28 Grad.
Was bringt uns das Wochenende?
Ein Comeback des schönen und entspannten Sommerwetters. Oft ist es nämlich sonnig und nur im Norden ziehen häufiger kompakte Wolken durch. Aber nur gelegentlich ist etwas Regen drin. Dazu erwarten uns 20 bis 25 Grad im Osten und 25 bis 30 Grad im Westen. Am Sonntag werden es meistens 23 bis 28 Grad, während es im Südwesten mit 30 bis 33 Grad schon wieder hitzig zur Sache geht. Da die Luft aber vergleichsweise trocken ist, ist das Feeling spürbar angenehmer und nachts kühlt es ebenfalls besser aus.
Durchlüften und Durchatmen - auch nächste Woche?
Das scheint wahrscheinlicher als eine deutschlandweite Hitzeschlacht. Im Nordwesten und Westen wird es zum Wochenanfang nämlich durchwachsener und windiger. Richtung Süden und Südosten bleibt es indes noch länger schön und warm bis heiß mit bis zu 32 Grad am Oberrhein. Dienstag und Mittwoch dürften dann generell unbeständiger und weniger warm weitergehen.
Eine Abkehr vom Sommer, ausgerechnet am 27. Juni, dem Siebenschläfertag. Ein schlechtes Omen?
Erst mal noch gar kein Omen. Die Regel vom Siebenschläfertag ist eigentlich weiter gefasst und betrifft den Zeitraum bis ins erste Juli-Drittel hinein. Sollte es in dieser Zeit eine stabile Großwetterlage geben, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Lage länger erhalten bleibt. Und auch bei instabilen, also wechselhaften Situationen, besteht im Kernsommer oft ein Trend zu unbeständigen Abschnitten. Die Weichenstellung des Sommers hat dementsprechend noch ein bisschen Zeit.
Lässt sich schon vorab etwas zum langfristigen Trend sagen?
Unisono will die experimentelle Langfrist einen zu warmen Verlauf im Juli und August. Und in Zeiten des Klimawandels ist eine solche Prognose natürlich gleichermaßen plausibel wie wahrscheinlich. Beim Regen gibt es hingegen unterschiedliche Ansätze - von erhöhter Unwetterneigung bis zu trockenen Ansätzen ist alles mit im Rennen. Kurzum: Der Sommer 2023 bleibt ziemlich sicher zu warm, zeigt sich in Sachen Dürre und Regen aber noch unentschlossen.
Quelle: ntv.de