Historische Wetterdaten des DWD So ungewöhnlich sind 30 Grad im April


Butterblumen im Sonnenschein.
(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Symbo)
Ab dem Wochenende kratzen die Temperaturen in Deutschland laut Vorhersage bereits knapp an der 30-Grad-Marke. So früh im April ist das ziemlich ungewöhnlich und könnte einen neuen Wetter-Rekord bedeuten.
Eigentlich steht der Frühling noch ganz am Anfang. Doch schon das erste April-Wochenende könnte Deutschland die erste kleine Hitzewelle des Jahres bescheren. So zumindest die Prognose verschiedener Wettermodelle, die zwischen Samstag und Sonntag regionale Tageshöchsttemperaturen von bis zu 30 Grad für möglich halten. So früh im Jahr hat es das seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland noch nie gegeben, wie historische Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) belegen.
Ab einem Tageshöchstwert von 30 Grad Celsius spricht die Fachwelt von einem "heißen Tag" und schaut genauer hin. Die Zahl der Hitzetage pro Jahr gilt als wichtiger Indikator für den Klimawandel und wird beispielsweise relevant, wenn es um Fragen der Klimaanpassung geht. Wie also ist es zu werten, wenn der erste Hitzetag des Jahres bereits Anfang April auftritt?
Hitze im April? Das gab es schon mal!
Laut den DWD-Daten hat es in der Vergangenheit durchaus schon mal kleine Hitzewellen im April gegeben. Der früheste heiße Tag des Jahres wurde demnach im Jahr 2007 gemessen: Damals zeigte das Thermometer am 15. April an zwei Stationen in Nordrhein-Westfalen erstmals mehr als 30 Grad an, nämlich in Herten und Hagen-Fley. In den Jahren 1934, 1948 und 1949 fiel der erste Hitzetag des Jahres immerhin nur knapp in die zweite Aprilhälfte.
Die Daten zeigen aber auch, dass das seltene Ausnahmen sind. Für gewöhnlich wird im Stationsnetzwerk des DWD der erste Hitzetag des Jahres zwischen Mitte Mai und Anfang Juni verzeichnet. Der Median liegt beim 21. Mai. Das heißt: In jeweils der Hälfte aller Fälle wird die 30-Grad-Marke vor oder nach diesem Datum überschritten.
Im vergangenen, sehr regenreichen Jahr wurde der erste Hitzetag des Jahres am 8. Juni verzeichnet und damit vergleichsweise spät. Die Spitzenwerte wurden damals in Berlin und Brandenburg gemessen. Am kommenden Wochenende hingegen gilt die Aufmerksamkeit vor allem dem Süden Deutschlands, wo die Wahrscheinlichkeit für Temperaturen von um die 30 Grad durch Föhnwinde aktuell am höchsten scheint.
Ein Hitzerekord jagt den anderen
Es wäre ein neuer, aber nicht der erste Wärmerekord des Jahres: Bereits die Vormonate Februar und März gingen laut dem Deutschen Wetterdienst als die bislang wärmsten in die deutsche Wettergeschichte ein. Mit einer Durchschnittstemperatur von 6,6 Grad Celsius war es im Februar deutlich wärmer als sonst um diese Zeit. Zum Vergleich: Im 30-jährigen Referenzzeitraum von 1961 bis 1990 wurden im Februar durchschnittlich gerade einmal 0,4 Grad Celsius gemessen. Daraus ergibt sich eine Temperaturanomalie von satten 6,2 Grad.
Im März lag die Abweichung vom langjährigen Mittel bei 4 Grad mit einem Monatsmittel von 7,5 Grad - beides sind Extremwerte und neue Rekorde. Allein am Osterwochenende verzeichnete der Deutsche Wetterdienst in seinem Messnetzwerk Tageshöchstwerte von bis zu 24,9 Grad Celsius - das liegt haarscharf an der 25-Grad-Schwelle, ab der ein Tag als "Sommertag" in die Statistik eingeht. Andere, privat betriebene Messstationen sahen die Marke am Karsamstag bereits gerissen. Auch nach Einschätzung der Meteorologen von wetter.de wurde der erste Sommertag des Jahres damit bereits gekürt.
Der historische Vergleich zeigt auch hier: Sommertage in der zweiten Märzhälfte hat es in der deutschen Wettergeschichte vereinzelt schon gegeben. Der früheste Termin war bislang der 22. März, also noch eine Woche vor dem ersten Sommertag des aktuellen Jahres. Üblicherweise werden Temperaturen um die 25 Grad jedoch eher Mitte April gemessen.
Wie hoch die Temperaturen in den kommenden Tagen tatsächlich klettern, lässt sich noch nicht genau vorher sagen. Es hängt unter anderem davon ab, wie viel Saharastaub den Himmel trübt, wie der Meteorologe Björn Alexander bei ntv.de hervorhebt. Denn mit der Wärmeblase aus Afrika weht auch eine gehörige Portion der Wüstenpartikel heran.
Doch selbst Spitzenwerte um die 28 Grad wären höchst ungewöhnlich für einen 6. oder 7. April. Für einen durchschnittlichen April-Tag müssten es eher um die 8 bis 14 Grad sein, sagt Alexander und spricht von einem "gleichermaßen außergewöhnlichen, wie bedenklichen Ereignis" - schließlich sei es ein weiteres, starkes Indiz für den schnell voranschreitenden Klimawandel.
Auch wenn die Temperaturen nach dem Wochenende voraussichtlich rasch wieder sinken werden, sei es gut möglich, dass der April den dritten Wärmerekord in Folge aufstellt, so Alexander weiter. Und bei aller Freude über die "Frühsommer-Kostprobe", müsse man sich vor Augen halten, "wie krass bis absurd diese Entwicklung eigentlich ist", mahnt der Meteorologe.
Quelle: ntv.de