Panorama

Unwetterzelle über Deutschland Spätsommer fällt nass-grau und gewittrig aus

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Mönchengladbach wurde schwer getroffen von den Regenmassen.

Mönchengladbach wurde schwer getroffen von den Regenmassen.

(Foto: picture alliance/dpa/Persbureau Heitink)

Über Nacht hat ein starkes Unwetter Teile von Nordrhein-Westfalen überflutet. Keller und Straßen stehen unter Wasser, Menschen mussten aus Häusern gerettet werden. Noch immer geht ein Starkregen in dem Gebiet nieder, und die Schlechtwetterzelle soll noch weiterziehen. Worauf wir uns einstellen müssen, weiß ntv.de-Meteorologe Björn Alexander.

ntv.de: In einigen Landesteilen hat es extrem viel geregnet. Wo ist es besonders nass?

Björn Alexander: Betroffen sind vor allem die westlichsten Landesteile, also im Bereich der Grenze zu Benelux - im Prinzip von der Eifel bis herauf zum Niederrhein. Hier meldeten die Wetterstationen bis zu 130 Liter Regen pro Quadratmeter binnen weniger Stunden. Laut Radaranalyse waren es sogar über 160 Liter, und zwar im Bereich Bedburg.

Wo liegt Bedburg genau?

Am Niederrhein südlich von Mönchengladbach. Noch intensiver hat das Niederschlagsgebiet übrigens in Luxemburg zugeschlagen. Hier dürften sich die Mengen am Ende bei bis um die 200 Liter je Quadratmeter bewegen. Zum Vergleich: Das entspricht etwa einem Drittel des Jahresniederschlages von Berlin.

Wie sind solche Wassermassen in der aktuellen Situation zu bewerten?

Ab etwa 80 bis 100 Litern wird es - je nach Region, Zeitfenster und meteorologischer Vorgeschichte - kritisch. Und da sind wir zum Teil deutlich drüber. Für die betroffenen Regionen ist es also eine äußerst ernste Lage mit Dutzenden bis Hunderten Feuerwehreinsätzen. Zudem wird das Wasser auf dem platten Land noch lange brauchen, bis es wieder weg ist.

Was machen die Flüsse?

Die Pegelstände an den Bächen und kleineren Flüssen sind massiv angestiegen. Beispielsweise ist die Erft am Pegel in Neubrück von rund 70 Zentimetern auf über 1,80 Meter angestiegen. Da kann man wirklich nur von Glück sprechen, dass der August in Summe zu trocken verlaufen ist und die Pegelsituation vor den Unwettern äußerst entspannt war.

Wie konnte es zu so viel Regen kommen?

Auslöser sind die Frontensysteme von Nordatlantiktief "Walter". Kleinräumig hat sich dabei an der wellenden Front ein kleines Tief gebildet. Das hat bisher zwar keinen eigenen Namen bekommen, ist aber äußerst intensiv beziehungsweise wetterwirksam.

Wann sind die Unwetter vorbei?

Ab dem Mittag wird der Regen weiter nachlassen, wobei sich das Niederschlagsgebiet langsam weiter ostwärts verlagert. In der Nacht erreicht es dann in abgeschwächter Form den äußersten Norden und Nordosten unseres Landes. Dabei sind zum Teil weitere Gewitter sowie Regenmengen von 10 bis 25 Litern pro Quadratmeter drin.

Wie gut sind diese Wassermassen im Westen von den Computermodellen vorhergesagt worden?

Bereits gestern am frühen Vormittag war klar, dass sich die Mengen bei 80 Litern oder mehr bewegen können. Später hat ein Gros der Wettercomputer 100 Liter und mehr ins Spiel gebracht. Auch Spitzen bis über 150 Liter waren vertreten. Viel besser geht es aus Sicht der Wettercomputer wohl kaum.

Worauf müssen wir uns in den kommenden Tagen einstellen - weitere Unwetter?

Hier und da können schon mal Gewitter aufkommen und auch stürmisch kann es mal werden. Aber so heftig wie zuletzt wird es glücklicherweise nicht mehr.

Mit welchen Details?

Der Mittwoch bringt im Ostseeumfeld noch Blitz und Donner. Und auch von den Alpen bis in den Südosten unseres Landes regnet es teilweise kräftig. Ansonsten gibt es nach Auflösung von Frühnebel aber nur gelegentliche Schauer und mehr Sonne. Die Temperaturen erreichen 15 Grad am regnerischen Alpenrand bis 25 Grad in Brandenburg.

Und am Donnerstag?

Wird es vor allem im Westen und Nordwesten ziemlich durchwachsen, mitunter gewittrig und windig bis stürmisch. Ansonsten sind die Regengüsse seltener und die Chancen auf längeren Sonnenschein besser. Das Ganze bei 15 bis 22, im Osten bis 24 Grad.

Was bringt uns der Trend zum Wochenende?

Nach einem unbeständigen und windigen Freitag bei 16 bis 22 Grad bleibt es am Wochenende ebenfalls eher herbstlich. Am Samstag wiederholt mit Schauern, die von Gewittern begleitet werden. Der Sonntag hat dann zunächst ein paar mehr Lichtblicke im Angebot, bevor aus Westen neuer Regen folgen wird. Abgerundet wird das abwechslungsreiche Treiben von einem lebhaften Wind und 16 bis 23 Grad am Samstag und maximal noch 13 bis 20 Grad am Sonntag.

Quelle: ntv.de

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