Panorama

Spahn erwägt Reaktivierung Städte kritisieren Debatte um Impfzentren

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Mehr als 400 Impfzentren wurden in Deutschland Ende September geschlossen. Nun bringt Gesundheitsminister Spahn ins Gespräch, die Zentren für die Booster-Impfung wieder zu öffnen. Bei den Städten sorgt das für Unmut. Sie fordern "ein Mindestmaß an Kalkulierbarkeit von Entscheidungen".

Die Städte haben die Debatte über eine kurzfristige Reaktivierung von Impfzentren für Corona-Auffrischungsimpfungen kritisiert. Ein Impfzentrum sei "keine Taschenlampe", die je nach Stimmungslage aus- und wieder angeknipst werden könne, heißt es in einem Schreiben des Deutschen Städtetags an die Gesundheitsminister der Länder, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Strukturen seien verändert, Flächen anderweitig genutzt, Personal umgeschichtet worden. Ein derartiger Richtungsumschwung sei nicht nachvollziehbar.

Bund und Länder hatten vereinbart, die zum Impfstart eingerichteten zeitweise mehr als 400 regionalen Impfzentren zum 30. September zu schließen oder die Kapazitäten zurückzufahren. Der geschäftsführende Bundesgesundheitsministers Jens Spahn brachte nun ins Gespräch, dass die Länder die Impfzentren wieder startbereit machen, um mehr Impf-Auffrischungen als Schutz im Winter zu ermöglichen.

Mehrere Länder reagierten bereits reserviert auf den Vorstoß. Kritik gibt es aber weiterhin auch an stockendem Impftempo im Netz der Arztpraxen. "Auch in der Pandemie braucht es ein Mindestmaß an Kalkulierbarkeit von Entscheidungen", mahnte der Städtetag. Dabei sei es angesichts dynamisch steigender Infektionszahlen richtig, die Frage von Auffrischungsimpfungen rechtzeitig zu thematisieren. Zunächst seien die Kassenärztlichen Vereinigungen bei der Organisation gefordert. Diese hätten "stets signalisiert, ein Massenimpfgeschäft im Herbst und Winter ohne die kommunalen Impfzentren leisten zu können". Die Städte stünden selbstverständlich bereit, ihre niedrigschwelligen Impfangebote aufrechtzuerhalten und bei Bedarf auch zu erweitern.

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hat sich dafür ausgesprochen, die Booster-Impfungen bei den niedergelassenen Ärzten zu machen. Sie hätten dafür die Erfahrung und Kapazitäten. "Falsch dagegen wäre es, jetzt wieder auf Impfzentren zu setzen: Impfzentren waren am Anfang nötig, weil es zu wenig Impfstoff gab und die Lagerung der Dosen kompliziert war." Impfzentren seien zehnmal so teuer wie das Impfen in den Arztpraxen. Außerdem sei die Hemmschwelle für viele Menschen beim Hausarzt viel niedriger.

Zum Vorgehen in der Corona-Krise im Winter wollen sich am heutigen Dienstag unter anderem die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO), Thomas Mertens, in Berlin äußern. Impf-Verstärkungen ("Booster") sind mindestens sechs Monate nach einer vollständigen Impfung möglich. Angeboten werden sie Älteren ab 60 Jahre, Corona-Risikogruppen, aber auch Geimpften mit Astrazeneca und Johnson & Johnson. Die STIKO empfiehlt Auffrischungen vorerst unter anderem für Menschen ab 70. Grundsätzlich sind sie laut Impfverordnung für alle anderen Menschen ebenfalls möglich.

Quelle: ntv.de, chf/dpa

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