In nahezu allen Bundesländern Starker Anstieg bei Gewaltdelikten an Schulen
06.09.2024, 14:21 Uhr Artikel anhören
Bundesländer definieren Gewalt unterschiedlich. (Symbolbild)
(Foto: IMAGO/photothek)
Gewalt kursiert bereits an Schulen. In der Pandemie geht sie durch zahlreiche Lockdowns zurück. Seither schnellen die Zahlen bundesweit jedoch wieder in die Höhe - und wie. Nur in einem Bundesland sieht es anders aus.
Die Gewalt an Schulen in Deutschland hat deutlich zugenommen. Wie die "Neue Osnabrücker Zeitung" (NOZ) unter Berufung auf die Sicherheitsbehörden in den Ländern berichtete, wurden im vergangenen Jahr insgesamt 27.470 Gewaltdelikte an Schulen registriert. Das waren 27 Prozent mehr als im Vorjahr. 2022 gab es demnach 21.570 Gewaltdelikte, die etwa leichte und schwere Körperverletzungen umfassten.
Die meisten Gewaltdelikte verzeichnete dem Bericht zufolge das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen mit 4808 Taten im vergangenen Jahr. Im Vorjahr wurden dort 2972 Gewaltdelikte registriert. Es folgt Baden-Württemberg mit fast 3000 erfassten Delikten im Vergleich zu 2456 im Jahr zuvor. In Niedersachsen stiegt die Zahl von 2295 auf 2850, in Berlin von 2325 auf 2721 und in Bayern von 2228 auf 2645. Lediglich im Saarland ging die Zahl der erfassten Gewaltdelikte von 766 auf 762 zurück.
Während der Corona-Jahre 2020 und 2021 war die Zahl der Gewaltdelikte an Schulen deutlich niedriger, aber die Schulen waren in den beiden Jahren wegen der Pandemie auch zeitweise geschlossen. Vor den pandemiebedingten Schulschließungen meldeten die Bundesländer für das Jahr 2019 insgesamt 18.886 Gewaltdelikte. Allerdings lagen nicht aus allen Bundesländern Zahlen vor, aus Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern fehlen offenbar Angaben. Insgesamt soll es 2023 im Vergleich zu 2019 aber einen deutlichen Anstieg geben.
Hoher Anstieg im hohen Norden
Besonders dramatisch ist die Entwicklung laut NOZ in Schleswig-Holstein. Hier stieg die Zahl der Vorfälle binnen eines Jahres von 990 (2022) auf 1292 (2023). Das ist ein Anstieg von mehr als 30 Prozent. Schaut man auf die Zeit vor der Pandemie, wird der Zuwachs noch deutlicher. 2019 wurden 855 Gewalttaten registriert - 2023 bedeutet demgegenüber sogar einen Anstieg um 50 Prozent.
Wichtig zu bedenken ist auch, dass Gewalt unterschiedlich definiert wird, Meldepraktiken variieren und unterschiedliche Datenerhebungsmethoden existieren. Dies führt dazu, dass ein direkter Vergleich der Zahlen nur bedingt möglich ist.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, forderte speziell geschultes Sicherheitspersonal an den Schulen. "Ich spreche nicht von klassischen Sicherheitsbeauftragten, die zweimal im Jahr einen Feueralarm organisieren", sagte Düll der "NOZ". Sicherheit umfasse Gewaltprävention, Anti-Aggressionsschulungen, Verkehrssicherheit und Krisenintervention. Sicherheitsdienste mit Metalldetektoren lehnte er aber ab. Schulen seien "keine Strafjustizzentren".
Quelle: ntv.de, als/AFP