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Im Ärmelkanal gekentert Steuermann von Flüchtlings-Boot muss in Haft

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Jedes Jahr kommen Zehntausende Geflüchtete in kleinen, überladenen Booten über den Ärmelkanal aus Belgien oder Frankreich nach Großbritannien.

Jedes Jahr kommen Zehntausende Geflüchtete in kleinen, überladenen Booten über den Ärmelkanal aus Belgien oder Frankreich nach Großbritannien.

(Foto: IMAGO/Pond5 Images)

Im Winter 2022 sinkt ein Schlauchboot mit mindestens 43 Geflüchteten im Ärmelkanal. Am Steuer ist kein Schlepper, sondern einer der Geflüchteten. Ein britisches Gericht verurteilt den Mann nun zu neuneinhalb Jahren Haft - ein Präzedenzfall.

Mit einem Schlauchboot sollte ein Mann aus dem Senegal Dutzende Migranten nach Großbritannien bringen. Das Boot kenterte, mindestens vier Männer starben - dafür ist der Steuermann nun in der englischen Stadt Canterbury wegen Totschlags zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Eine Jury hatte den Mann, der selbst irregulär nach Großbritannien einreisen wollte, vor wenigen Tagen schuldig gesprochen. Britischen Medien zufolge handelte es sich um den ersten Fall dieser Art.

Das nicht seetaugliche Schlauchboot war Mitte Dezember 2022 im Ärmelkanal gekentert. Der Angeklagte hatte sich bereit erklärt, das Boot zu steuern. Im Gegenzug sollte die Überfahrt für ihn kostenlos sein. Vor Gericht machte er geltend, er habe die Aufgabe verweigern wollen, als er das Gefährt sah. Doch die Menschenschmuggler, die die Überfahrt organisierten, hätten ihn gezwungen. Das sah das Gericht nicht als erwiesen an.

Britischer Grenzschutz will enger mit Frontex kooperieren

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Letztlich waren mindestens 43 Menschen an Bord des Schlauchboots, das lediglich Platz für 20 bot. Sie zahlten jeweils Tausende Pfund an die Schmuggler. Schon bald geriet das Wasserfahrzeug in Seenot. Ein Fischerboot konnte mehrere Migranten aufnehmen. Auch Rettungsmannschaften und der Grenzschutz eilten zu Hilfe. 39 Überlebende wurden nach Dover gebracht.

Jedes Jahr kommen Zehntausende Migrantinnen und Migranten ohne Papiere meist in kleinen Booten über den Ärmelkanal aus Belgien oder Frankreich nach Großbritannien. Das ist der konservativen britischen Regierung ein Dorn im Auge. Sie will die irreguläre Einwanderung mit scharfen Gesetzen verhindern - bisher ohne Erfolg. Der britische Grenzschutz und die EU-Grenzschutzagentur Frontex haben nun eine engere Zusammenarbeit vereinbart.

Quelle: ntv.de, mes/dpa

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