Nach Sinusvenenthrombosen Stiko empfiehlt Astrazeneca nur für über 60-Jährige
30.03.2021, 18:15 Uhr
Zuvor hatte das Universitätsklinikum Charité die Impfung mit Astrazeneca bei Mitarbeiterinnen unter 55 Jahren ausgesetzt.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Astrazeneca-Impfstoff kommt nicht aus den Schlagzeilen. Dem zuständigen Institut werden Dutzende Fälle von ernsten Nebenwirkungen gemeldet - darunter auch neun Todesfälle. Nun ändert die Ständige Impfkommission ihre Empfehlung.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt den Corona-Impfstoff von Astreazeneca nur noch für Menschen ab 60 Jahren. Wie die Stiko mitteilte, wurde die Empfehlung "auf Basis der derzeit verfügbaren Daten zum Auftreten seltener, aber sehr schwerer thromboembolischer Nebenwirkungen" bei jüngeren Geimpften geändert. Zur Verabreichung der zweiten Impfstoffdosis für Menschen unter 60 Jahren, die bereits eine erste Dosis des Astrazeneca-Impfstoffs erhalten haben, will die Stiko bis Ende April eine ergänzende Empfehlung abgeben.
In drei Bundesländern und mehreren Kommunen wurde die Verwendung des Impfstoffs für unter 60-Jährige bereits ausgesetzt. Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci nannte die Entscheidung eine "Vorsichtsmaßnahme". Bis gestern Mittag gab es an das zuständige Paul-Ehrlich-Institut 31 gemeldete Fälle von Sinusvenenthrombosen nach der Impfung bei Astrazeneca. In 19 Fällen wurde auch eine Thrombozytopenie gemeldet.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte dafür plädiert, die Astrazeneca-Impfungen für alle unter 55 Jahren in Deutschland auf den Prüfstand zu stellen. "Es sollte aufgrund der Datenlage noch einmal geprüft werden, die Impfung mit Astrazeneca auf Menschen über 55 Jahren vorerst zu begrenzen", sagt er der "Rheinischen Post". Der SPD-Politiker hatte Gesundheitsminister Jens Spahn von der CDU kürzlich dafür kritisiert, dass dieser nach den ersten Verdachtsfällen die Impfung bis zu einer Prüfung durch die europäische Arzneimittelbehörde EMA für drei Tage ausgesetzt hatte.
Der Impfstoff, der von Forschern der Universität Oxford in London entwickelt wurde, sorgt nicht zum ersten Mal für Schlagzeilen. Anfangs war der Impfstoff in Deutschland wegen fehlender Daten nur für unter 65-Jährige zugelassen gewesen. Erst kürzlich hätte theoretisch jeder in Deutschland mit dem Astrazeneca-Impfstoff geimpft werden dürfen - doch dann traten vermehrt Fälle von verschiedenen Thrombosen auf und Impfungen mit dem britisch-schwedischen Präparat wurden einige Tage lang ausgesetzt.
Schließlich überprüfte die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) einen Zusammenhang der Thrombose-Fälle mit der Spritze. Doch der Impfstoff bekam schnell wieder grünes Licht. "Der Impfstoff ist sicher und effektiv gegen Covid-19, und die Vorteile sind wesentlich größer als die Risiken", sagte EMA-Chefin Emer Cooke.
Quelle: ntv.de, cls/jwu/AFP/rts