Panorama

Sturmtief trifft Europa hart "Wir bekommen das Kontrastprogramm zu den Unwettern"

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Am Nordstrand der ostfriesischen Insel Norderney war es heute eher ungemütlich.

Am Nordstrand der ostfriesischen Insel Norderney war es heute eher ungemütlich.

(Foto: picture alliance/dpa)

Während die Folgen der zum Teil heftigen Orkanböen in Deutschland noch zu spüren sind, zieht das Tief "Telse" weiter in Richtung Osten. In Deutschland beruhigt sich die Wetterlage zusehends, wie ntv-Meteorologe Björn Alexander sagt. Im Rückblick fällt der Herbst hierzulande zu warm und zu nass aus.

ntv.de: Zum Teil hat es heftig gestürmt. Ist Tief "Telse" jetzt durch und wie schlimm waren die Böen?

Björn Alexander: Die lagen im erwarteten Bereich. Mit Orkanböen in den Niederlanden sowie im Oberharz - dort mit bis zu 144 Kilometern pro Stunde (km/h). An der deutschen Nordsee waren es Böen bis über 100 km/h, im Flach- und Binnenland ging es von der Nordsee bis zum Harz in der Nacht zu heute rauf bis über Tempo 90.

Wie zieht der Sturm jetzt weiter?

"Telse" wandert weiter ostwärts und schickt hierbei noch einen ziemlich intensiven Ableger gen Südosteuropa, der sich hier zu einem markanten Unwettertief entwickelt.

Mit welchen Gefahren?

Bis einschließlich Sonntag sind vor allem in Griechenland heftige Gewitter und Starkregen zu erwarten. Das Gros der Wettermodelle berechnet binnen zwei Tagen Regensummen von 200 bis 400 Liter pro Quadratmeter. Die Maximalabschätzungen bewegen sich allerdings im Bereich bis 500 Liter. Das entspricht in etwa dem Jahresniederschlag von Magdeburg - mit entsprechendem Schadenpotenzial.

Worauf müssen sich die Menschen in den betroffenen Regionen einstellen?

Stellenweise drohen Überflutungen, Sturzfluten sowie Murenabgänge. Gleichzeitig hat das Unwettertief kalte Luft im Gepäck, die im griechischen Bergland für erhebliche Neuschneemengen von bis zu einem Meter sorgen kann. Außerdem bringt die Großwetterlage auch dem Norden unseres Kontinents eine extreme Entwicklung.

Welche Wetterkapriolen sind das?

Nach teilweise extremen Minusgraden und reichlich Neuschnee in Skandinavien bringt ein sehr intensives Sturm- bis Orkantief jetzt massives Tauwetter und große Regenmengen. Die liegen mitunter bei über 200 Liter pro Quadratmeter. Auch hier müssen die Menschen mit Hochwasser und der Gefahr von Hangrutschen rechnen - insbesondere im Bereich des Skandinavischen Gebirges und der inneren Fjorde.

Unwetter im Norden sowie im Süden Europas. Bleibt die Mitte mit Blick auf Deutschland vom Extremwetter verschont?

Bei uns übernimmt jetzt erst einmal Hoch "Clemens" das Wetterzepter, was wiederum die Tiefs nach Norden und nach Süden drängt. Insofern bekommen wir das Kontrastprogramm zu den Unwettern. Regen und Sturm verabschieden sich ostwärts und dahinter erwarten uns sehr ruhige und gebietsweise sonnige Aussichten.

Mit welchen Details?

Im Südosten sind am Freitag noch letzte Schneeregenschauer unterwegs. Sonst gibt es zwar zunächst noch reichlich Bewölkung samt Nebel oder Hochnebel. Später wird es aber im Westen und im Süden freundlich bis sonnig. Das Ganze bei 2 Grad auf den östlichen Mittelgebirgen und bis zu 8 Grad am Rhein sowie im Nordseeumfeld.

Und am Wochenende?

Geht es abseits beziehungsweise nach Nebel oder Hochnebel vielfach freundlich bis sonnig weiter. Dazu schwanken die Werte im Anschluss an frostige Nächte am Samstag zwischen 0 Grad im Dauernebel und bis 8 Grad mit Sonne. Der Sonntag - erster Advent und gleichzeitig Beginn des meteorologischen Winters - bringt mit Sonne bis 9, im Nebel teils nicht mehr als minus 1 Grad.

Mit dem Winteranfang lohnt der Blick zurück auf den Herbst. Wie ist er statistisch zum jetzigen Zeitpunkt einzuschätzen?

Mit einem Temperaturmittel von an die 11 Grad verlief der Herbst 2024 im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt der letzten drei Jahrzehnte etwas zu warm. Dabei fielen im deutschlandweiten Schnitt gut 220 Liter Regen pro Quadratmeter, was wiederum gut 20 Prozent überm Klimamittel bedeutet. Sonnentechnisch bewegen wir uns im durchschnittlichen Bereich oder etwas darüber.

Lässt das schon Rückschlüsse auf den bevorstehenden Winter zu?

Mit Blick auf die Statistik leider eher nicht. Fakt ist aber, dass es nächste Woche zunächst wieder milder und nasser wird. So hat der Montag 2 bis 12, der Dienstag 3 bis 11 Grad im Angebot. Hierbei ist mit dem Wetterwechsel von Westen her am Montagmorgen vereinzelt gefrierender Regen nicht auszuschließen. Zum Mittwoch spekulieren die Wettermodelle auf eine Abkühlung mit sinkender Schneefallgrenze. Damit wäre auch Schnee bis in tiefere Lagen denkbar. Für Details ist es aber noch zu früh. So oder so sieht die experimentelle Langfristprognose den Dezember aktuell auf der durchschnittlichen bis zu warmen Seite mit einem Niederschlagsüberschuss. Das spricht wiederum für eine erhöhte Dynamik in der Wetterküche und wir dürfen gespannt sein, ob die dazugehörigen Tiefs auch Winterluft aus Norden mit ins Spiel bringen.

Quelle: ntv.de

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