Viele Vermisste durch "Yagi" Super-Taifun in Vietnam bringt Brücke zum Einsturz
09.09.2024, 13:21 Uhr Artikel anhören
Der Super-Taifun "Yagi" wütet bereits in China heftig. Auch in Vietnam hinterlässt er eine Schneise der Verwüstung. Den riesigen Wassermassen fällt auch eine Brücke zum Opfer. Zahlreiche Fahrzeuge stürzen beim Zusammenbruch in den Roten Fluss. Nur wenige Menschen können gerettet werden.
Im vom Taifun "Yagi" heimgesuchten Norden Vietnams ist eine viel befahrene Brücke eingestürzt. Zehn Autos und Lastwagen sowie zwei Motorräder seien in den Roten Fluss gestürzt, als die Stahlkonstruktion in der Provinz Phu Tho am Morgen zusammengebrochen sei, sagten örtliche Beamte staatlichen Medien. Vier Menschen seien aus dem Fluss gerettet und ins Krankenhaus gebracht worden. Die Rettungsarbeiten seien noch im Gange. Berichte über Tote lagen zunächst nicht vor.
Mögliche Ursache seien das Hochwasser und eine extrem schnelle Strömung gewesen, sagte ein Lokalpolitiker der staatlichen Zeitung "Quang Doi Nhan Dan". Militär und Polizei waren im Einsatz, um nach den Vermissten zu suchen.

Zwölf Fahrzeuge fielen in den Fluss, als die Brücke ganz plötzlich zusammenbrach.
(Foto: picture alliance/dpa/VNA)
Auf einem in sozialen Medien verbreiteten Video ist der Moment zu sehen, in dem die Brücke einstürzt und ein Lastwagen in die Tiefe fällt. Ein Motorradfahrer und der filmende Autofahrer dahinter konnten gerade noch bremsen. Vize-Umweltminister Nguyen Hoang Hiep erklärte, die Auswirkungen des Tropensturms "Yagi" seien schrecklich und besonders für die nördlichen Bergprovinzen verheerend.
Der 50-jährige Pham Truong Son sagte der Zeitung "VNExpress", er sei mit seinem Motorrad auf der Brücke unterwegs gewesen, als er ein lautes Geräusch gehört habe und ehe er es sich versah, in den Fluss gestürzt sei. "Ich hatte das Gefühl, auf dem Grund des Flusses zu ertrinken", sagte Son. Um wieder an die Oberfläche zu kommen, habe er seine ganze Kraft zusammennehmen müssen. Er habe kaum atmen können und Todesangst gehabt. Er habe sich an einer treibenden Bananenstaude festgehalten, bevor er von Menschen auf einem Boot gerettet worden sei. Son wurde nur leicht verletzt, steht aber den Ärzten zufolge unter Schock.
"Yagi" ist stärkster Taifun seit Jahrzehnten
Auf Fotos ist zu sehen, wie ein Teil der Brücke noch stand, der Großteil aber in den braunen Fluten verschwunden war. Medien zitierten einen Augenzeugen mit den Worten: "Heute Morgen gegen 10 Uhr wollte ich die Phong-Chau-Brücke überqueren - als ich mich der Brücke näherte, fuhren drei Autos vor meinem Fahrzeug." Plötzlich habe die Brücke zu beben begonnen und sei einen Moment später verschwunden. "Es geschah alles sehr schnell, in nur etwa einer Minute stürzte die Brücke ein und wurde weggespült."
"Yagi" war als stärkster Taifun seit Jahrzehnten am Samstag auf das vietnamesische Festland getroffen. Er hatte am Wochenende 15 Stunden in Vietnam gewütet, nachdem er zuvor über Teile Chinas gefegt war. Die chinesische Wetterbehörde stufte den Sturm als den stärksten Herbsttaifun ein, der seit 1949 auf das chinesische Festland getroffen sei. Er hat sich zwar soweit abgeschwächt, dass er seit Sonntag nur noch als tropisches Tiefdruckgebiet eingestuft wird. Der Wetterdienst warnte jedoch, seine heftigen Niederschläge könnten immer noch Überschwemmungen und Erdrutsche auslösen.
In der gebirgigen Provinz Cao Bang riss ein Erdrutsch einen Bus mit 20 Menschen in einen Fluss. Retter waren im Einsatz, doch Erdmassen blockierten den Zugang zur Unglücksstelle.
Erst am Sonntag hatte ein Erdrutsch in Sa Pa sechs Menschen getötet und neun verletzt. Unter den Toten war ein Kind. Damit stieg die Zahl der durch "Yagi" verursachten Toten auf mindestens 59, wie Staatsmedien berichteten. Neun kamen durch den Sturm selbst ums Leben, die anderen 50 wurden durch Überschwemmungen und Erdrutsche getötet. Die Pegelstände in den Flüssen waren gefährlich hoch.
100.000 Bäume entwurzelt
Mehrere Flughäfen hatten am Wochenende zeitweise den Betrieb eingestellt, darunter auch in Hanoi. Laut Katastrophenschutz wurden Tausende Häuser beschädigt, 120.000 Hektar Reisfelder überschwemmt und mehr als 1500 Fischgründe zerstört. Zudem entwurzelte der Sturm mehr als 100.000 Bäume, darunter 25.000 allein in Hanoi. 25 Schiffe gingen im aufgewühlten Meer unter. Zeitweise waren mindestens drei Millionen Menschen ohne Strom. Wichtige Industriegebiete standen unter Wasser, wie Beschäftigte sagten.
Am Montag räumten Arbeiter in der Hauptstadt Hanoi entwurzelte Bäume, umgestürzte Werbetafeln und abgeknickte Strommasten fort. Im Nordwesten Vietnams goss es in Strömen. Meteorologen rechneten mit stellenweise mehr als 400 Litern Regen pro Quadratmeter.
Bevor "Yagi" Vietnam erreichte, hatte er auf den Philippinen und im Süden Chinas gewütet. Auf den Philippinen gab es mindestens 20 Tote und 26 Vermisste. China meldete 3 Tote und knapp 100 Verletzte.
Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser. Viele Experten gehen davon aus, dass im Zuge der Erderwärmung die Zahl von Hurrikans, Taifunen und Zyklonen wegen verschiedener Faktoren zwar abnehmen wird. Gleichzeitig erhöht sich demnach die Wahrscheinlichkeit extrem starker und gefährlicher Stürme - weil diese mehr Energie aus der sich erwärmenden Atmosphäre ziehen können.
Quelle: ntv.de, als/AP/dpa