Virus breitet sich weiter ausThailand meldet ersten Mers-Fall

Seit vier Wochen grassiert das Mers-Virus schon in Südkorea. Jetzt taucht auch ein Fall in Thailand auf, 58 Menschen stehen dort unter Beobachtung. Doch die Ausbrüche haben wohl nichts miteinander zu tun, die WHO hält an ihrer bisherigen Einschätzung fest.
Erstmals ist eine Mers-Erkrankung in Thailand registriert worden. Es handele sich um einen 75-Jährigen aus dem arabischen Raum, teilte das Gesundheitsministerium in Bangkok mit. Der Patient stehe in der Stadt Nonthaburi unter Quarantäne. Er war am Montag per Flugzeug aus dem Nahen Osten eingereist, um sich wegen Herzproblemen in einer Privatklinik behandeln zu lassen. Dort hegte ein Arzt den Verdacht auf Mers. Die alarmierte Regierung leitete Tests ein und stellte den Mann im Bamrasnaradura Infectious Disease Institute unter Quarantäne.
Vorsichtshalber isolierten Experten auch drei Angehörige des Mannes, 56 mögliche Kontaktpersonen wurden beobachtet. "Mit dem Ausbruch in Südkorea steht dieser Fall nicht in Verbindung", betonte Prof. Christian Drosten von der Universitätsklinik Bonn. "Er ändert also nicht die Einschätzung der Gefahr, die vom koreanischen Ausbruch ausgeht", so der Experte von der Gesellschaft für Virologe.
Südkorea: Mers greift weiter um sich
Unterdessen stieg die Zahl der Opfer in Südkorea unvermindert an: Seit Mittwoch starben drei weitere Patienten, wie die Behörden mitteilten. Die Zahl der Toten kletterte damit auf 23. Inzwischen sind 165 Mers-Fälle bestätigt. 17 Erkrankte schwebten in Lebensgefahr, 6700 Menschen standen unter Quarantäne.
Mitten in der Krise stärkte die Direktorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Margaret Chan, der Regierung den Rücken. Die Gesundheitsbehörden des Landes waren wegen der zunächst schwerfälligen Reaktion auf den Ausbruch kritisiert worden. "Es war zu Anfang ein langsamer Start, doch folgte darauf eine epidemiologische Detektivarbeit von Weltklasse", sagte Chan in Seoul.
Die WHO sehe den Kampf gegen die Atemwegserkrankung inzwischen "auf einem sehr guten Fundament". Das hohe technische Niveau erlaube es, die Ausbreitung der Krankheit in Echtzeit zu verfolgen. "Die Reaktion in diesem Land ist sehr rasch verstärkt worden", lobte die WHO-Chefin, die zu einer internationalen Konferenz von Krankenpflegern in Seoul angereist war.
Der Ausbruch in Südkorea ist der größte außerhalb der arabischen Halbinsel, wo der Erreger erstmals 2012 in Saudi-Arabien nachgewiesen wurde. Die WHO hatte die Situation am Mittwoch als Weckruf bezeichnet und die internationale Gemeinschaft zu Wachsamkeit aufgerufen. Dennoch besteht nach Einschätzung der Organisation kein Anlass für die Ausrufung eines weltweiten Gesundheitsnotstands.