Suche noch in wenigen HäusernTürkei beendet Rettungseinsätze weitgehend

Fast 300 Stunden nach dem Erdbeben finden Retter noch Überlebende in den Trümmern. Doch solche Meldungen kommen immer seltener. In der Türkei werden die Rettungseinsätze in den meisten betroffenen Provinzen nun beendet. In Syrien haben die Betroffenen unterdessen großteils noch gar keine Hilfe erhalten.
Knapp zwei Wochen nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet sind die Rettungseinsätze in nahezu allen betroffenen Provinzen der Türkei eingestellt worden. Lediglich in insgesamt noch etwa 40 Gebäuden in den Provinzen Kahramanmaras und Hatay laufe die Suche nach möglichen Überlebenden weiter, sagte der Chef des türkischen Katastrophenschutzes, Yunus Sezer. Viele ausländische Such- und Bergungsteams sind wieder abgereist.
Gestern hatte es noch vereinzelte Meldungen über die Rettung Überlebender aus den Trümmern gegeben. So bargen Rettungskräfte nach 296 Stunden drei Menschen aus eingestürzten Gebäuden in Antakya, darunter ein 12-jähriges Kind, das nach Angaben der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu jedoch nach seiner Rettung starb. Die beiden anderen Überlebenden, ein Ehepaar, wurden demnach ins Krankenhaus gebracht.
Das Epizentrum des Bebens am 6. Februar lag in Kahramanmaras. Das ganze Ausmaß der Katastrophe wird erst nach und nach deutlich. Mehr als 105.000 Gebäude wurden allein in der Türkei zerstört oder beschädigt, in Syrien und der Türkei kamen insgesamt mindestens 44.000 Menschen ums Leben. Die Zahl der gemeldeten Toten blieb am Sonntag im Vergleich zum Vortag fast unverändert. Die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad zählte 40.689 Tote, das sind 47 mehr als am Vortag. Es wird geschätzt, dass mehr als 1,2 Millionen Menschen die betroffene Region in der Türkei verlassen haben. Über eine Million Betroffene sind derzeit vorübergehend in Unterkünften untergebracht, wie Sezer sagte.
"Das Schlimmste noch nicht gesehen"
In Syrien sind bisher rund 5900 Tote im Zusammenhang mit den Beben gezählt worden. Die Zahl wird seltener aktualisiert. In Syrien war die Lage für viele Menschen schon vor den Beben verheerend. Bombardements und Kämpfe im jahrelangen Bürgerkrieg, eine schwere Wirtschaftskrise und eine oft kaum vorhandene öffentliche Versorgung haben das Land zu einem Brennpunkt für humanitäre Helfer werden lassen. Laut UN benötigten schon vor den Erdbeben mehr als 15 Millionen Menschen irgendeine Form von Hilfe. Und etwa zwei Wochen nach den Beben haben im Nordwesten Syriens noch immer nicht alle Menschen Nothilfe erhalten.
"Wir stehen noch am Anfang und haben das Schlimmste noch nicht gesehen", sagte der für Syrien zuständige UN-Nothilfekoordinator, Muhannad Hadi. Bislang seien beispielsweise etwa 60.000 Menschen mit Wasser und rund 13.000 Erdbebenopfer mit Zelten versorgt worden. Nach UN-Angaben sind derzeit aber rund 40.000 Haushalte ohne Obdach. Bisher fuhren seit der Katastrophe mehr als 140 Lastwagen mit UN-Hilfsgütern aus der Türkei in den von Rebellen kontrollierten Nordwesten Syriens. Dort wurden mehr als 9000 Gebäude komplett oder teilweise zerstört, wodurch mindestens 11.000 Menschen ihr Zuhause verloren. Am dringendsten benötigten die Betroffenen laut UN jetzt unter anderem Unterkünfte wie Zelte.