Panorama

"Schritt Richtung Gerechtigkeit" US-Polizist nach Schüssen auf Afroamerikaner angeklagt

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Bürgerrechtler Crump (l.) erklärte, dass die Anklage den "ersten Schritt in Richtung Gerechtigkeit" darstelle.

Bürgerrechtler Crump (l.) erklärte, dass die Anklage den "ersten Schritt in Richtung Gerechtigkeit" darstelle.

(Foto: AP)

In Florida wird ein Polizist zur Wohnung eines afroamerikanischen Soldaten gerufen. Kurz nachdem dieser die Tür öffnet, schießt der Polizist sechsmal. Später gibt er an, sich nicht durch sein Opfer bedroht gefühlt zu haben. Bürgerrechtler klagen ihn wegen Totschlags an.

Zweieinhalb Monate nach tödlichen Schüssen auf einen afroamerikanischen Luftwaffensoldaten in dessen Wohnung im US-Bundesstaat Florida ist ein Polizist wegen Totschlags angeklagt worden. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 30 Jahre Haft, teilte die zuständige Staatsanwältin Ginger Bowden Madden mit. Es sei "der erste Schritt in Richtung Gerechtigkeit", erklärte der Bürgerrechtsanwalt Ben Crump, der die Familie des getöteten Soldaten vertritt.

Nach Polizeiangaben hatte sich der Angeklagte Eddie Duran am 3. Mai nach einem Anruf wegen einer möglichen körperlichen Auseinandersetzung zu der Wohnung begeben. Der 23-jährige Soldat Roger Fortson, der sich allein in der Wohnung befand und mit seiner Freundin per Videochat sprach, öffnete die Tür mit einer auf den Boden gerichteten Schusswaffe. Der Polizist schoss unverzüglich sechsmal auf den Mann.

Bei der Untersuchung hatten Ermittler mitgeteilt, dass Duran eingeräumt habe, dass Fortson ihm gegenüber "keinen körperlichen Widerstand leistete". Auch habe die Untersuchung ergeben, dass der Soldat seine Waffe nicht in Richtung Durans gerichtet habe.

Anklagen gegen Polizisten sind selten

In den USA lösen tödliche Polizeieinsätze, vor allem gegen Afroamerikaner, immer wieder Wut und Empörung aus. Nur äußerst selten kommt es anschließend zu einer Anklage. Nach mindestens 1247 tödlichen Polizeieinsätzen im vergangenen Jahr wurden lediglich zehn Polizisten wegen Fehlverhaltens angeklagt, wie die Organisation Police Violence Report angab.

Zuletzt hatte der Tod des Afroamerikaners George Floyd im Mai 2020 international für Aufregung gesorgt. Floyd war erstickt, nachdem ein weißer Polizist minutenlang sein Knie in den Nacken des Afroamerikaners gedrückt hatte. Der Polizist wurde 2021 wegen Mordes zu mehr als 22 Jahren verurteilt.

"Lasst dies eine Mahnung an Polizeibeamte überall sein, dass sie einen feierlichen Eid geschworen haben, zu schützen und zu verteidigen, und dass ihre Handlungen Konsequenzen haben, besonders wenn sie den Verlust von Menschenleben zur Folge haben", erklärte Anwalt Crump nach der Anklageverkündung.

Quelle: ntv.de, gri/AFP

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