Bericht zum Gedenktag Über 120.000 Holocaust-Überlebende leben in Israel
23.04.2025, 21:42 Uhr Artikel anhören
Ein Mann mit Israelflagge nimmt am jährlichen "Marsch der Lebenden" im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau teil.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Der Holocaust hat vielen Millionen Menschen das Leben gekostet. Von denen, die den Schrecken überlebten und davon berichten können, gibt es Jahr für Jahr weniger. Rund 120.000 von ihnen leben in Israel.
In Israel leben einer offiziellen Behörde zufolge derzeit 120.507 Holocaust-Überlebende. Die Zahl der Überlebenden ging binnen eines Jahres um zehn Prozent zurück, wie ein an das Parlament überreichter Bericht der israelischen Behörde für die Rechte von Holocaust-Überlebenden zeigt. Im April 2024 hatte es noch 133.362 Holocaust-Überlebende in Israel gegeben. Der Bericht erschien wenige Stunden vor Beginn der Gedenkfeiern zum Holocaust-Gedenktag.
Der Bericht teilt die Überlebenden, die der Verfolgung der Nazis zwischen 1933 und 1945 entkommen waren, in drei Gruppen ein. Rund 40.800 der Menschen seien Überlebende aus Konzentrationslagen und Ghettos oder hätten sich versteckt, um dem Tod zu entgehen. Weitere etwa 43.100 Menschen seien vor der Ankunft der Nazis, insbesondere aus der damaligen UdSSR, geflohen. Die etwa 36.600 Angehörigen der dritten Gruppe seien Opfer von Antisemitismus unter der mit dem NS-Regime zusammenarbeitenden Vichy-Regierung in Frankreich gewesen und vor allem aus Marokko und Algerien geflohen.
Der israelische Präsident Isaac Herzog soll am Donnerstag nach Polen reisen. Dort wird er am jährlichen "Marsch der Lebenden" zum Gedenken an die Opfer des Holocausts auf dem Gelände des ehemaligen NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im Südwesten Polens teilnehmen. Mehrere befreite Geiseln und Angehörige von Geiseln, die noch in Gaza festgehalten werden, sowie Angehörige von Opfern des Angriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 werden ebenfalls an dem Gedenkmarsch teilnehmen.
Jedes Jahr gedenkt Israel der sechs Millionen jüdischen Opfer der Nazis während des Zweiten Weltkriegs. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach bei einer Gedenkzeremonie in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Am Donnerstagmorgen, wenn Sirenen heulen, soll das Land wie jedes Jahr für zwei Minuten stillstehen.
Eine Prognose der Jewish Claims Conference geht davon aus, dass die Hälfte der Überlebende des Holocausts in sechs Jahren nicht mehr am Leben sein dürfte. In zehn Jahren würden voraussichtlich 70 Prozent, in 15 Jahren 90 Prozent von ihnen gestorben sein. In Deutschland leben demnach noch rund 11.500 Holocaust-Überlebende, in den USA rund 34.600 und in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion 25.500.
Quelle: ntv.de, toh/AFP