Panorama

Sachsen besonders betroffen Übersterblichkeit steigt auf elf Prozent

Im November stiegen die Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 von Woche zu Woche weiter an.

Im November stiegen die Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 von Woche zu Woche weiter an.

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)

Erstmals seit 1974 sterben in Deutschland in einem November mehr als 80.000 Menschen. Betroffen ist vor allem die Altersgruppe der über 80-Jährigen. Die überdurchschnittliche Sterbefallzahl kann neben dem Coronavirus auch noch andere Gründe haben.

Die Zahl der Todesfälle in Deutschland ist im November deutlich gestiegen. Nach vorläufigen Erkenntnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) sind im vergangenen Monat elf Prozent oder 8186 mehr Menschen gestorben als im November-Schnitt der Vorjahre. Die Zahl der Todesfälle in Verbindung mit Corona lag demnach bei 7335. Deutschlandweit wurden insgesamt 84.480 Todesfälle gezählt. Zuletzt seien hierzulande im Jahr 1974 mehr als 80.000 Menschen in einem November gestorben - damals wurden 81.006 Sterbefälle gezählt.

Laut Destatis ist die Differenz der Sterbefallzahlen zum Durchschnitt der Vorjahre über alle Novemberwochen hinweg angewachsen. Insgesamt wurden für die letzte Novemberwoche (48. Kalenderwoche vom 23. bis 29. November) bislang 20.699 Sterbefälle gemeldet - das sind 14 Prozent oder 2525 Fälle mehr als im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019. Die Zahl der Todesfälle von Personen, die zuvor laborbestätigt an Covid-19 erkrankt waren, stieg zeitgleich von Woche zu Woche. In der 48. Kalenderwoche gab es insgesamt 2579 beim Robert-Koch-Institut gemeldete Covid-19-Todesfälle. Das sind 639 mehr als noch in der Vorwoche.

Die überdurchschnittlich hohen Sterbefallzahlen im November sind der Mitteilung zufolge fast ausschließlich auf eine Zunahme von Sterbefällen in der Altersgruppe der ab 80-Jährigen zurückzuführen (plus 8192 Fälle oder plus 19 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019). Die Sterbefallzahlen der unter 80-Jährigen liegen hingegen auf dem Niveau der Vorjahre. Laut den Zahlen des RKI treten Todesfälle durch Covid-19 gehäuft bei Menschen ab 80 Jahre auf.

Sachsen mit bundesweit höchstem Anstieg

Destatis weist darauf hin, dass sich die Altersstruktur der Bevölkerung in den vergangenen Jahren verändert hat. Die Zahl der Menschen ab 80 Jahre ist von 2015 bis 2019 von 4,7 Millionen auf 5,7 Millionen gestiegen. Neben den direkten und indirekten Folgen der Covid-19-Pandemie können auch solche Verschiebungen in der Altersstruktur der Bevölkerung zu überdurchschnittlichen Sterbefallzahlen beitragen.

Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie können nach Aussage der Statistiker allerdings auch dafür sorgen, dass weniger Sterbefälle durch andere Infektionskrankheiten wie beispielsweise die Grippe verursacht werden, was sich ebenfalls auf die Differenz zum Durchschnitt auswirkt. Über die Häufigkeit einzelner Todesursachen können die Sterbefallzahlen jedoch keine Auskunft geben.

Besonders auffällig ist die Entwicklung der Sterbefallzahlen demnach in Sachsen. Die Differenz zum Durchschnitt der vier Vorjahre nahm dort im November von Woche zu Woche deutlich zu und liegt auf den gesamten Monat bezogen 39 Prozent oder 1708 Fälle darüber. Für die letzte Novemberwoche (48. Kalenderwoche) wurden in Sachsen bislang 55 Prozent oder 586 Fälle mehr als im Vorjahresdurchschnitt gemeldet. In den anderen Bundesländern lag die Sterbefallzahl im gesamten November maximal 14 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 (plus 354 Fälle in Brandenburg).

Bei den vorläufigen Daten handelt es sich um eine reine Fallzahlauszählung der eingegangenen Sterbefallmeldungen aus den Standesämtern ohne die übliche Plausibilisierung und Vollständigkeitskontrolle der Daten. Durch gesetzliche Regelungen zur Meldung von Sterbefällen beim Standesamt und Unterschiede im Meldeverhalten der Standesämter an die amtliche Statistik sind aktuelle Aussagen zur Zahl der Sterbefälle mit einem Verzug von etwa vier Wochen möglich. Durch die verzögerten Meldungen werden sich die vorliegenden Ergebnisse für das Jahr 2020 noch leicht erhöhen.

Endgültige Ergebnisse erst 2021 erwartet

Anhand der vorläufigen Sterbefallzahlen können Phasen der Übersterblichkeit identifiziert werden. Für eine abschließende Einordnung der Sterblichkeitsentwicklung eines Jahres werden die Sterbefälle unter anderem ins Verhältnis zur Bevölkerung gesetzt, um beispielsweise auch den Alterungsprozess der Bevölkerung adäquat einzubeziehen. Die dafür erforderlichen endgültigen Ergebnisse werden Mitte des Jahres 2021 vorliegen.

Die vorläufigen Sterbefallzahlen beziehen sich auf den Sterbetag, nicht auf das Meldedatum. Da die gemeldeten Covid-19-Todesfälle vom RKI nach Sterbetag ebenfalls mit einem Verzug von vier Wochen veröffentlicht werden, ist ein zeitlicher Vergleich mit den vorläufigen Gesamt-Sterbefallzahlen möglich.

Das Euromomo-Netzwerk zur Beobachtung von Sterblichkeitsentwicklungen meldet laut Destatis derzeit für die letzte Novemberwoche (48. Kalenderwoche) eine außergewöhnlich hohe Übersterblichkeit ("extraordinary high excess") für die Schweiz und Slowenien. Eine sehr hohe oder hohe Übersterblichkeit ("very high excess" oder "high excess") wird für Belgien, Griechenland, Italien und Österreich gemeldet. In anderen europäischen Ländern stellt Euromomo für diese Kalenderwoche maximal eine mäßige ("moderate excess") Übersterblichkeit fest.

Quelle: ntv.de, jru/DJ/dpa

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