Stadt kommt nicht zur Ruhe Unbekannte klauen nächste Regenbogenflagge in Neubrandenburg
26.10.2024, 14:47 Uhr Artikel anhören
Am 17. Oktober demonstrierten Hunderte Menschen gegen den Beschluss der Stadtvertretung, die Regenbogenflagge am Neubrandenburger Bahnhof abzunehmen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Als queere Person fühlt man sich in Neubrandenburg vermutlich derzeit nicht gerade wohl. Zum wiederholten Mal entwenden Unbekannte eine Regenbogenflagge im Stadtzentrum. Diesmal ist ein Verein, der sich für die LGBTIQ-Gemeinschaft einsetzt, betroffen.
Nach den politischen Zerwürfnissen über eine Regenbogenfahne am Neubrandenburger Bahnhof haben Unbekannte in der mecklenburgischen Stadt erneut eine Regenbogenflagge entwendet, diesmal am Zentrum des Vereins queerNB. Der oder die Täter hätten nach derzeitigem Kenntnisstand den Fahnenmast beschädigt und die daran befestigte Fahne entwendet. Den Sachschaden schätzte die Polizei auf 35 Euro.
Neubrandenburg war zuletzt in die Schlagzeilen geraten, nachdem Unbekannte in den vergangenen Monaten die Regenbogenflagge, die auf dem Bahnhofsvorplatz neben anderen Fahnen wehte, mehrfach abgenommen und durch eine Hakenkreuz- oder NS-Fahne ersetzt hatten. Schließlich beschloss die Stadtvertretung am 9. Oktober mehrheitlich, die Regenbogenflagge am Bahnhof nicht mehr zu hissen.
Etwa 1000 Menschen protestierten vor anderthalb Wochen gegen den Beschluss der Stadtvertreter. Sie waren einem Aufruf von queerNB gefolgt, ein sichtbares Zeichen für Vielfalt und Toleranz und gegen Ausgrenzung zu setzen. Die Organisatoren sprachen von etwa 1300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Der parteilose Oberbürgermeister Silvio Witt hatte unmittelbar nach dem Beschluss der Ratsherren und -frauen seinen Rücktritt vom Amt zum Mai 2025 erklärt. Für ihn stand der Flaggenbeschluss nach eigenen Worten aber "am Ende einer langen Kette von Ereignissen", die ihn zum Rückzug aus dem Amt bewegten. Als Gründe nannte der offen homosexuell lebende Kommunalpolitiker fortwährende Beleidigungen in den sozialen Medien und Schmähungen durch Stadtvertreter.
Bei einer Veranstaltung der Körber-Stiftung in Berlin sagte Witt Mitte Oktober: "Da ist schon 'ne Menge passiert, da ist schon 'ne Menge Druck, der ausgeübt wird." Irgendwann habe das Auswirkungen auf sein Umfeld, auf seinen Ehemann, seine Familie und Freunde gehabt. Ein Schlüsselerlebnis sei gewesen, als seine Mutter ihm morgens eine Whatsapp-Nachricht geschickt habe mit dem Inhalt: "Heute ist es nicht so schlimm, was in der Zeitung steht."
Quelle: ntv.de, fzö/dpa