Austauschschüler in USA erschossenVater von Diren glaubt an Schuldspruch

Die Geschworenen werden den Schützen schuldig sprechen, glaubt der Vater des erschossenen Hamburger Austauschschülers Diren. Von den Waffengesetzen in Montana wusste er nichts - und wirft dies indirekt der Austauschorgansiation vor.
Der Vater des im US-Bundesstaat Montana erschossenen Austauschschülers Diren Dede ist zuversichtlich, dass die Geschworenen den Todesschützen schuldig sprechen. "Ich glaube, die werden richtig entscheiden", sagte Celal Dede in Missoula. Dort steht der 30-jährige Marcus K. wegen vorsätzlicher Tötung vor Gericht. Der Vater und seine Frau Gülcin Dede wollen den Prozess bis zum voraussichtlichen Ende am 20. Dezember vor Ort verfolgen.
Celal Dede sagte, die Stadt mit 70.000 Einwohnern komme ihm eigentlich sehr sicher vor. Die Menschen, denen er begegne, seien höflich und nett. "Ich würde nie auf den Gedanken kommen, dass hier solche Verrückte herumlaufen, die auf irgendwelche Kinder schießen", sagte er. Die Dedes riefen die Menschen in Missoula auf, auf Kommunikation zu setzen, um ähnliche Fälle zu verhindern. "Erst überlegen, erst fragen, was willst du, was ist dein Problem", sagte Celal Dede. "Nicht gleich schießen!" fügte Gülcin Dede hinzu.
In Montana ist der Besitz von Schusswaffen weit verbreitet. Meist handelt es sich um Jagdgewehre, aber auch die Genehmigung zum Tragen einer Faustfeuerwaffe ist leicht erhältlich. Hausbesitzer dürfen tödliche Gewalt gegen Eindringlinge anwenden, sofern nachvollziehbar ist, dass sie um Leib und Leben fürchteten.
Austauschschüler sollen sich genau informieren
Celal Dede riet deutschen Eltern, deren Kinder einen Schulaustausch in den USA planen, sich vorab genau zu informieren. "Wir hatten besonders über diesen Staat Montana zu wenig Informationen", sagte er. "Dass hier jeder frei mit dem Colt in den Supermarkt gehen kann, mit einem Kind am Arm, solche Sachen wussten wir nicht."
Gülcin Dede sagte, die Austauschorganisation habe die Familie nie über die Waffengesetze in Montana informiert. "Der einzige Punkt war immer Alkohol und Drogen." Die Eltern hätten keinen Grund gesehen, sich Gedanken zu machen, sagte ihr Mann. "Wir wussten ja ganz klar, dass unser Sohn mit Alkohol und Drogen überhaupt nichts zu tun hat."
Im Prozess gegen den Hausbesitzer, der den 17-jährigen Diren in der Nacht zum 27. April in seiner Garage erschoss, beginnt am Donnerstag die Hauptverhandlung. Zwölf Geschworene müssen entscheiden, ob K. vorsätzlich oder aus Notwehr handelte. Bei einem Schuldspruch drohen ihm mindestens zehn Jahre Haft.