#IranWomenLoveCyclingVermummte Iranerinnen radeln gegen Verbot

Eine Fatwa vom religiösen Oberhaupt des Landes verbietet Frauen im Iran das Radfahren. Gegen die neue Schikane formiert sich weltweit Protest. Den Startschuss dafür gibt ein Video, das zwei Frauen auf Fahrrädern zeigt.
Im Sommer tauchten im Iran erste Verbotszeichen auf, die Frauen das Radfahren untersagen. Zwar war es für das weibliche Geschlecht bis zuletzt nicht verboten, aber schon immer gesellschaftlich unerwünscht. Ayatollah Ali Khameini, religiöses Oberhaupt des Landes, hat diese Haltung jetzt in ein Verbot ausgeweitet. Am vergangenen Sonntag erließ er eine Fatwa, die es Frauen verbietet, in der Öffentlichkeit und vor Fremden Rad zu fahren. Das Radfahren "liefere die Gesellschaft der Verderbnis aus" und laufe auf diese Weise "der Keuschheit der Frauen zuwider", heißt es in dem Rechtsgutachten.
Unter dem Hashtag #IranWomenLoveCycling protestieren Frauen weltweit gegen das Radfahr-Verbot. Sie posten Fotos und Videos. Das erfolgreichste zeigt eine iranische Mutter und ihre Tochter, die mit Tüchern verhüllt mit dem Rad fahren. Die Tochter erklärt dabei, worum es ihnen bei der Protestaktion geht:
"Meine Mutter und ich sind aus Teheran. Fahrrad fahren ist Teil unseres Lebens. Wir sind hier, weil wir gehört haben, dass Ayatollah Khameinis Fatwa Frauen das Radfahren verbietet. Wir haben auf der Stelle zwei Fahrräder gemietet, um zu zeigen, dass wir das Radfahren nicht aufgeben. Es ist unser Recht und wir werden es nicht aufgeben."
Der Clip, der schon über 100.000 Mal angeschaut wurde, gab auch den Startschuss für eine Kampagne auf Instagram: Dort zeigen Iranerinnen im In- und Ausland unter dem Hashtag #IranWomenLoveCycling, dass sie sich demonstrativ den Verboten der Ayatollahs widersetzen.
Die Protestaktion wurde von der Aktivistengruppe "My Stealthy Freedom" initiiert, wie der "Independent" berichtete. Kopf der Gruppe ist demnach die in London lebende Journalistin Masih Alinejad. Sie hatte im Mai 2014 schon einmal aufgerufen, gegen frauenfeindliche Vorschriften im Iran zu protestieren. Damals posteten Frauen Bilder, die sie demonstrativ ohne Kopftuch zeigten, um so auf ihre Selbstbestimmung zu pochen.
Im Jahr 2015 bekam Alinejad den "Women's Rights Award" von dem "Geneva Summit for Human Rights and Democracy" für ihren Einsatz beim Kampf der iranischen Frauen für menschliche Grundrechte, Freiheit und Gleichberechtigung.
Bereits im Juli ließ das iranische Regime eine Gruppe von Frauen verhaften, die in der Öffentlichkeit Fahrrad fuhren. Die Frauen wurden angehalten, eine schriftliche Verpflichtung zu unterschreiben, in denen sie angaben, dass sie nie mehr Fahrrad fahren werden.