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Nach Eklat nicht wahlberechtigt Verurteilter Kardinal will trotz Ausschlusses an Konklave teilnehmen

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"Die Liste hat keinen rechtlichen Wert", sagte Kardinal Becciu in einem Zeitungsinterview.

"Die Liste hat keinen rechtlichen Wert", sagte Kardinal Becciu in einem Zeitungsinterview.

(Foto: picture alliance / NurPhoto)

Ein Kardinal, der vom Vatikan wegen Finanzdelikten verurteilt wurde, will am bevorstehenden Konklave teilnehmen. Doch sein Name taucht nicht auf der Liste der Wahlberechtigten auf. Das will er nun offenbar ändern.

Kardinal Giovanni Angelo Becciu gehörte einst zu den mächtigsten Figuren im Vatikan. Sieben Jahre lang hatte er die Position des Sostituto (italienisch für Stellvertreter) im Staatssekretariat des Heiligen Stuhls inne - ein Äquivalent zum päpstlichen Stabschef. Doch nachdem er in einen vatikanischen Finanzskandal verwickelt war, trat er 2020 von den Rechten seines Amtes zurück. Wie CNN berichtet, hatte Papst Franziskus ihn zuvor persönlich angewiesen, auf die Rechte und Privilegien eines Kardinals zu verzichten.

Konkret soll der Italiener Einnahmen aus dem sogenannten Peterspfennig in Immobiliengeschäfte in London gesteckt haben. Der Peterspfennig wird in katholischen Kirchen weltweit einmal jährlich als Sonderkollekte gesammelt, unter anderem für humanitäre Zwecke. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurde Becciu 2023 wegen Betrugs und Unterschlagung zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Das geht aus einem Bericht von T-Online hervor. Laut CNN habe die Kirche durch den Vorfall mehrere Millionen US-Dollar verloren.

Becciu beteuerte seine Unschuld und legte Berufung ein. Die wurde bislang aber nicht verhandelt. Solange das Verfahren läuft, darf er weiterhin im Vatikan wohnen.

Von Papstwahl ausgeschlossen

Auf der Liste der beim Konklave wahlberechtigten Kardinäle fehlt Beccius Name allerdings. Dagegen will er nun vorgehen. Papst Franziskus habe nie den ausdrücklichen Wunsch geäußert, ihn vom Konklave auszuschließen. "Die Liste hat keinen rechtlichen Wert", sagte Becciu der italienischen Zeitung "L'Unione Sarda" und forderte, an der Papstwahl teilnehmen zu dürfen.

Zwar ist belegt, dass Becciu 2020 zurücktrat. Doch laut dem Internetportal der römisch-katholischen Kirche in Deutschland katholisch.de sei er 2022 von Franziskus zum Konsortium eingeladen worden, also der Versammlung der Kardinäle. Becciu habe das offenbar als Rehabilitierung gewertet, obwohl es nie eine offizielle Wiedereinsetzung in seine Rechte gegeben habe.

Gemäß der Konklaveordnung sind alle Kardinäle wahlberechtigt, die am Todestag des Papstes unter 80 Jahre alt waren. Ausgeschlossen sind laut dem Bericht die unter 80-Jährigen, "die rechtmäßig abgesetzt wurden oder mit Zustimmung des Papstes auf die Kardinalswürde verzichtet haben". Wie es um Kardinäle steht, die nicht auf die Kardinalswürde selbst, sondern nur auf die Rechte aus der Kardinalswürde verzichtet haben, sei nicht einheitlich geregelt.

Einen Präzedenzfall gebe es bisher lediglich mit dem schottischen Kardinal Keith O'Brien, der 2015 nach einem Missbrauchsskandal zurückgetreten war. In seinem Fall wurden damals die Rechte, die er in Folge verlor, detailliert genannt. Auch das Wahlrecht beim Konklave gehörte dazu. Bei Becciu sei dies aber offenbar nicht ausdrücklich ausgeschlossen worden. Wie das Kardinalskollegium reagieren kann, wenn Becciu weiter auf einer Teilnahme am Konklave beharrt, ist völlig unklar.

Aktuell sind 135 Kardinäle zur Wahl des neuen Pontifex berechtigt. Zwei Mitglieder des Gremiums haben bereits aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Noch ist nicht bekannt, wann mit einer Entscheidung über den genauen Beginn des Konklaves zu rechnen ist.

Quelle: ntv.de, apr

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