"Realität ist anders" Woelki: Papstwahl läuft nicht wie im Film "Konklave" ab
23.04.2025, 08:13 Uhr Artikel anhören
Wird gerade viel zitiert: der Oscar-Gewinner "Konklave" mit Ralph Fiennes in der Hauptrolle.
(Foto: picture alliance/dpa/Leonine Studios/ Focus Features)
Kardinal Woelki kennt die Papstwahl aus gleich zwei Perspektiven: aus Sicht des echten Lebens und aus der des Oscar-prämierten Thrillers "Konklave". Besonders wenn es ans Eingemachte geht, unterscheide sich Fiktion von Realität, sagt er.
Die Wahl eines neuen Papstes läuft nach den Worten des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki nicht so ab wie in dem Kinofilm "Konklave". Er habe den Oscar-gekrönten Thriller mit Ralph Fiennes gesehen, sagte Woelki. "Ich fühlte mich da gut unterhalten, aber die Realität ist um einiges anders." Woelki ist einer der 135 Kardinäle, die den Nachfolger des verstorbenen Papstes wählen. Er hat auch schon an dem Konklave teilgenommen, bei dem Franziskus 2013 gewählt wurde.
Am ehesten getroffen sei in dem Film noch die Abgeschiedenheit des Konklaves in der Sixtinischen Kapelle. "Man muss dabei unterscheiden zwischen dem eigentlichen Konklave und dem sogenannten Vor-Konklave, den jetzt begonnenen Generalversammlungen. Dabei kommt man zusammen, spricht miteinander, bringt seine Sicht ein. Es gibt Kaffeepausen, man trifft sich abends zum Essen, lernt sich kennen."

Kennt den Unterschied zwischen Fiktion und Realität aus der eigenen Erfahrung: Rainer Maria Woelki.
(Foto: picture alliance/dpa)
Bei dem Vor-Konklave würden natürlich auch unterschiedliche Sichtweisen vertreten, sagte Woelki. "Das ist das Vorgeschehen. Und wenn dann das eigentliche Konklave beginnt, dann ist das schon eine Art Bruch, der bereits dadurch klar wird, dass alle Kardinäle in Santa Marta zusammenkommen."
Weder Handy noch Tageslicht
Santa Marta ist das Gästehaus des Vatikans. "Da müssen alle elektronischen Geräte, alle Handys abgegeben werden. Und jeder bekommt sein eigenes Zimmer. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich beim letzten Mal mein eigenes Zimmer bezogen habe: Die Fenster waren versiegelt, die Fensterläden verschlossen. Ich hatte keine Möglichkeit, das Tageslicht zu sehen."
Die Kardinäle essen zusammen, feiern die heilige Messe und gehen täglich von Santa Marta zur Sixtinischen Kapelle. "Das sind so 500, 600 Meter. Für die Älteren und Gehbehinderten steht ein Fahrzeug bereit. Das Ganze findet dann in einer großen Gebetsatmosphäre statt. Es kommt da nicht zu den großen emotionalen Ausbrüchen, wie es in dem Film dargestellt wird. Dass es im Vor-Konklave schon mal etwas heftiger, etwas kontroverser zugeht, das kann ich mir vorstellen, und das ist ja auch gut so. So bringen wir die unterschiedlichen Perspektiven der Weltkirche zusammen und gehen dann gemeinsam auf den Weg der Entscheidungsfindung. Im Konklave selbst herrscht eine andere Stimmung."
Papst Franziskus habe der Kirche auch hier den Weg gewiesen, indem er besonderen Wert auf ein synodales Miteinander gelegt habe. Dabei habe er einen neuen Umgangsstil etabliert, bei dem das Hören aufeinander, das Hören auf die Stimme Gottes im Vordergrund stehe. "Und es ist auch meine persönliche Erfahrung, dass Gott dann aus der Unterschiedlichkeit heraus in die Einheit führt. Unsere Aufgabe ist es, uns zu öffnen, um wahrzunehmen, wohin er uns führen will. Das zu erkennen, ist die große Herausforderung."
Quelle: ntv.de, ses/dpa