Mordserie in Rotenburg Fallschirmjäger wegen Vierfachmordes vor Gericht
21.08.2024, 06:12 Uhr Artikel anhören
Kurz vor der Mordserie hielt die Polizei eine Gefährderansprache an den Angeklagten.
(Foto: picture alliance/dpa)
Anfang März wird ein Fallschirmjäger wegen Bedrohung angezeigt. Stunden später tötet dieser in Niedersachsen vier Menschen und stellt sich anschließend in einer nahe gelegenen Kaserne. In Verden beginnt nun der Prozess.
Aus Hass und Rache soll ein Bundeswehrsoldat im niedersächsischen Landkreis Rotenburg vier Menschen erschossen haben, die seiner Ehefrau nach der Trennung nahestanden. Getötet wurden der 30 Jahre alte neue Partner der Frau, dessen 55 Jahre alte Mutter, die beste Freundin der Noch-Ehefrau und deren dreijährige Tochter.
Der 32-jährige Deutsche muss sich vor dem Landgericht Verden verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Fallschirmjäger Mord vor. Am heutigen ersten Verhandlungstag wird lediglich die 51-seitige Anklageschrift verlesen, wie ein Gerichtssprecher erklärte. Zeugen würden nicht vernommen. Angehörige der vier Opfer werden dem Sprecher zufolge von mindestens acht Nebenklage-Anwälten vertreten.
Angeklagte soll wie in einem Häuserkampf vorgegangen sein
Der mutmaßliche Täter soll bei der Mordserie in der Nacht zum 1. März dieses Jahres wie in einem Häuserkampf vorgegangen sein, wofür der Fallschirmjäger bei der Bundeswehr trainiert war. Mit einer Axt drang er laut Anklage in die Häuser seiner Opfer ein. In Westervesede soll der Mann den 30 Jahre alten neuen Lebensgefährten seiner früheren Partnerin und dessen 55-jährige Mutter erschossen haben. In dem Haus in dem Ort, der zur Gemeinde Scheeßel gehört, wohnte auch der kleine Sohn des 30-Jährigen.
Danach soll der Soldat in Bockel eine 33 Jahre alte Freundin seiner Noch-Ehefrau und deren dreijährige Tochter erschossen haben. Dies bewertet die Staatsanwaltschaft als eine Tat, weil beide durch einen Schuss getötet wurden. Das Kind befand sich demnach in den Armen der Mutter. Auch in dem Ort, der zur Gemeinde Bothel gehört, war der Tatort ein Einfamilienhaus.
"Als Motiv der Tötungen der erwachsenen Personen wird Hass beziehungsweise Rache angenommen, weil der Angeklagte diese Personen für das Scheitern seiner Ehe verantwortlich gemacht haben soll", erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden.
Anzeige und Gefährderansprache wegen Bedrohung
Am nächsten Morgen stellte sich der mutmaßliche Mörder an der Von-Düring-Kaserne in der Stadt Rotenburg an der Wümme. Der Soldat sei zu der Kaserne gefahren, aus einem Auto gestiegen und habe sich zu erkennen gegeben, hieß es von den Ermittlern. Er sitzt seit seiner Festnahme in Untersuchungshaft.
Nach Angaben der Polizei soll der 32-Jährige nicht in dieser Kaserne stationiert gewesen sein. Er war mit einem Sturmgewehr und einer Pistole bewaffnet, die den Ermittlungen zufolge nicht aus den Beständen der Bundeswehr stammten. In der Fahrertür seines Autos steckte ein Molotowcocktail, im Kofferraum lag neben einem Bundeswehr-Rucksack Munition.
Kurz vor der Tat hatten die Noch-Ehefrau und ihr neuer Freund, das spätere Opfer, Hilfe gesucht und den Verdächtigen wegen Bedrohung bei der Polizei angezeigt. Noch am selben Tag fand nach Angaben der Beamten eine sogenannte Gefährderansprache statt. Für den Prozess sind insgesamt 35 Verhandlungstage angesetzt, das Urteil wird am 28. März 2025 erwartet.
Quelle: ntv.de, gri/dpa